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ein ganzer Monat ist, welcher hier zugebracht werden soll, so mag
einer von den Seekadetten selbst wiederum das Wort ergreifen und
die Ortlichkeit schildern:
„Am Mittwochnachmittag betraten wir Seekadetten infolge
unseres Urlaubes zum ersten Male das Land.
Die Insel Dominique ist ein äußerst fruchtbares Ländchen,
welches an den Stellen, wo es bebaut ist, eine reiche Ernte von
Zuckerrohr bringt, an den unbebauten Stellen aber einen prächtigen,
dicken Wald zeigt, der nur erst wenig von dem Ursprünglichen des
Urwaldes verloren hat. Die Hauptstadt der Insel hat einige Tausend
Bewohner und heißt Roseau. Sie besitzt eine Menge von Zucker—
mühlen und ist bedeutend größer als Portsmouth an der Ruperts-Bai,
da sie der Sitz des Bischofs und der Justizbehörde ist. Roseau be—
sitzt aber nur eine offene Reede, weshalb wir es vorziehen, in der
geschützten und sicheren Ruperts-Bai zu liegen. Letztere ist nämlich
ein vollkommen abgeschlossenes Becken, welches auf der Seeseite, nach
Westen hin, offen ist, dagegen nach Norden und Süden durch zahl—
reiche Bluffs, nach Osten hin durch die Gebirge der Insel geschützt
ist. Nach Norden hin setzt namentlich der Ruperts-Bluff einen
breiten Damm allen Nordwinden entgegen. Dieser Ruperts-Bluff
besteht aus zwei mächtigen Felsmassen, die weit ins Meer hinein—
ragen und nur durch einen schmalen Damm mit dem Lande ver—
bunden sind. In dem Thale, welches die beiden Felsen, die übrigens
dicht mit Wald bedeckt sind, bilden, liegt ein verfallenes, durch ein
Erdbeben zerstörtes Fort, das, meisterhaft angelegt, den ganzen Hafen
heherrscht. Da die Engländer jedoch wenig Wert auf ihre meisten
westindischen Inseln legen, so sind auch diese Festungswerke nicht
wieder aufgebaut worden, sondern auf den verfallenen Mauern, am
Strande und im Gebüsch, liegen die rostenden Geschütze reihenweise,
während in einer zerfallenen Kasematte noch Hunderte von unge—
füllten Granaten, Büchsen- und Traubenkartätschen liegen. Dem
Rupertsbluff gegenüber springt das Land weit in die See vor und
umschließt in einem weiten Bogen die Bucht. Auch hier trägt das
Land die Spuren von einem Erdbeben, indem ein gewaltiger,
malerisch zerklüfteter Felsabhang sich senkrecht ins Meer stürzt. Doch