Full text: Der Marineoffizier

123 
ein ganzer Monat ist, welcher hier zugebracht werden soll, so mag 
einer von den Seekadetten selbst wiederum das Wort ergreifen und 
die Ortlichkeit schildern: 
„Am Mittwochnachmittag betraten wir Seekadetten infolge 
unseres Urlaubes zum ersten Male das Land. 
Die Insel Dominique ist ein äußerst fruchtbares Ländchen, 
welches an den Stellen, wo es bebaut ist, eine reiche Ernte von 
Zuckerrohr bringt, an den unbebauten Stellen aber einen prächtigen, 
dicken Wald zeigt, der nur erst wenig von dem Ursprünglichen des 
Urwaldes verloren hat. Die Hauptstadt der Insel hat einige Tausend 
Bewohner und heißt Roseau. Sie besitzt eine Menge von Zucker— 
mühlen und ist bedeutend größer als Portsmouth an der Ruperts-Bai, 
da sie der Sitz des Bischofs und der Justizbehörde ist. Roseau be— 
sitzt aber nur eine offene Reede, weshalb wir es vorziehen, in der 
geschützten und sicheren Ruperts-Bai zu liegen. Letztere ist nämlich 
ein vollkommen abgeschlossenes Becken, welches auf der Seeseite, nach 
Westen hin, offen ist, dagegen nach Norden und Süden durch zahl— 
reiche Bluffs, nach Osten hin durch die Gebirge der Insel geschützt 
ist. Nach Norden hin setzt namentlich der Ruperts-Bluff einen 
breiten Damm allen Nordwinden entgegen. Dieser Ruperts-Bluff 
besteht aus zwei mächtigen Felsmassen, die weit ins Meer hinein— 
ragen und nur durch einen schmalen Damm mit dem Lande ver— 
bunden sind. In dem Thale, welches die beiden Felsen, die übrigens 
dicht mit Wald bedeckt sind, bilden, liegt ein verfallenes, durch ein 
Erdbeben zerstörtes Fort, das, meisterhaft angelegt, den ganzen Hafen 
heherrscht. Da die Engländer jedoch wenig Wert auf ihre meisten 
westindischen Inseln legen, so sind auch diese Festungswerke nicht 
wieder aufgebaut worden, sondern auf den verfallenen Mauern, am 
Strande und im Gebüsch, liegen die rostenden Geschütze reihenweise, 
während in einer zerfallenen Kasematte noch Hunderte von unge— 
füllten Granaten, Büchsen- und Traubenkartätschen liegen. Dem 
Rupertsbluff gegenüber springt das Land weit in die See vor und 
umschließt in einem weiten Bogen die Bucht. Auch hier trägt das 
Land die Spuren von einem Erdbeben, indem ein gewaltiger, 
malerisch zerklüfteter Felsabhang sich senkrecht ins Meer stürzt. Doch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.