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Fort deutlich erkennbar. In dem Hafen aber, in welchen wir jetzt
einsteuern, wehen auch noch eine Menge anderer Flaggen von den
Gaffeln der hier zu Anker liegenden Schiffe. Wohl 20 mal zählen
wir unsere schwarz-weiß-rote deutsche Flagge. Ein Anblick, der die Herzen
hoch und freudig schlagen läßt. Der Hafen von Charlotte-Amalia
zeigt viel Leben und hat sich nach und nach gegen früher etwas
gehoben. Namentlich ist auch ein gewisser Dampferverkehr seit einigen
Jahren eingeleitet worden. Nach mancherlei Schicksalen hebt sich
neuerdings die Insel wieder. Für uns ist sie dadurch interessant,
daß von 1685—1715 die aus deutschen und holländischen Kaufleuten
bestehende Brandenburger Kompagnie hier einen lebhaften Handel
trieb. Die Insel besitzt etwa 500 Meter hohe Berge, die mit
niederem, saftig grünem Unterholz bewachsen sind. Leider hat man
in früherer Zeit wahnsinnig gegen den Baumwuchs gewütet, sodaß
infolgedessen die zahlreichen Wasseradern austrockneten. Die
Stadt selbst zieht sih auf drei Hügeln herauf, deren Spitzen mit
Türmen, Villen und sonstigen Gebäuden bedeckt sind. Das Ganze
macht einen freundlichen Eindruck. Ein altes Fort lagert sich breit
unten am Wasser vor die Stadt und läßt seine roten Mauern und
Türme hell aus seiner Umgebung hervorleuchten. Darüber weht
— wie oben schon gesagt — unser alter Freund, der Danebrog,
dem wir den schuldigen Respekt mit 21 Kanonenschüssen herüber—
donnern. Seiner Zeit zeigte die Umgebung des Hafens noch viele
Spuren der letzten Orkan-Katastrophe. Schiffstrümmer lagen allent—
halben aufs Ufer geschleudert, Wracks ragten an vielen Stellen aus
dem Wasser hervor, ein großer Dampfer lag schief auf der Seite
mit gebrochenen Masten, halb unter Wasser versenkt, — ein trauriges
Bild! Ein großes eisernes Schwimmdock lag fast ganz unter Wasser
berschwunden daneben. Noch wilder sah es in dem durch eine
Halbinsel von dem Hafen getrennten Quarantänehafen aus. Hier
lagen die Wracks in ganzen Haufen zusammen.
Zum Spaziergang, zum Hernmschweifen bietet sich unseren
Seekadetten auch hier ein weites Feld. Die Stadt ist sehr weit—
läufig gebaut, die Häuser sind bequem angelegt und schauen freund—
lich aus mit ihren roten Dächern, weißen Wänden und grünen