Full text: Der Marineoffizier

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Von diesem Abend an blieb das Wetter fortgesetzt schlecht. 
Zwar kamen die Bramsegel noch einmal zur Geltung, aber sehr 
bald verschwanden sie wieder, und das Schiff führte 2, auch 3 Reefe 
in den Marssegeln. Ein Tag später kam Kap Hatteras in Sicht. 
Es kam jedoch nicht zu Luvard, sondern in Lee in Sicht, eine 
geringe Stromversetzung hatte das Schiff dem Lande zu nahe ge—⸗ 
bracht; es wurde sofort abgehalten und frei vom Lande gesteuert. 
Danach senkte sich dichter Nebel herab, und die Stärke des Windes 
wuchs zu sturmähnlicher Wut. Nachts wurde das Kreuzmarssegel 
festgemacht, und das Schiff führte nur Sturmfock, dichtgereeftes Vor— 
und Großmarssegel. 
Dabei holte das Schiff so stark über, daß die Mündungen der 
Geschütze unter Wasser kamen. Die Kanonen wurden extra mit 
einer starken Trosse gezurt, und vorne zu den Klüsen sah man aber— 
mals grüne Wasserstrahlen hereinschießen. Die Batterie schwamm 
wieder einmal buchstäblich. Eine ganze Nacht noch wehte es durch, 
dann ließ der Wind nach. Die Maschine machte Dampf, und es 
wurde Kurs auf New-York aufgenommen. Auch der Nebel wurde 
eine Zeit lang dünner, gefiel sich aber darin, nochmals in verdichtetem 
Maße wiederzukehren und der Dampfsirene liebliche Töne zu ent— 
locken, und sie singt ein Lied, das Steine erweichen, Menschen rasend 
machen kann! Endlich, nachdem wieder ein unangenehmer Nebeltag 
überstanden ist, wird es klar, nur die überraschend schnell herein⸗ 
gebrochene Kälte blieb. Man darf hierbei nicht vergessen, daß in 
Nordamerika der Winter sehr streng ist, wir befinden uns hier aber 
erst in der Mitte des Monats April. 
Der Eingang in den Hafen, die riesige Freiheitsstatue mit 
ihrem Leuchtfeuer kommen nun auch bald in Sicht, langsam gegen 
die schon ablaufende Ebbe dampft das Schulschiff in den Hafen ein. 
Die Nähe der Weltstadt zeigte sich auch schon hier draußen an durch 
eine Menge von Schiffen aus aller Herren Länder, welche teils zu 
Anker lagen, teils beim Ankerlichten waren. um auszulaufen. Große 
Ozeandampfer passierten. 
Der Seekadett empfindet hierbei so recht, mit wieviel ver— 
ständigeren Augen er nun sieht und auffaßt. Er kennt bereits die
	        
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