Full text: Der Marineoffizier

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In der Ferne nährt die Sehnsucht 
Tag und Nacht den Zauberschein; 
In der Ferne brennt das Feuer 
Zarter Liebe doppelt rein.“ 
Unsere Seekadetten werden im Laufe der Jahre auch dahin 
gelangen, daß sie neben der „Eisenbraut“, wie Körner sie geheißen, 
auch noch eine zweite Braut ans Herz drücken — möge denselben 
alsdann ein recht langer, mehr als dreißigjähriger Krieg be— 
schieden sein! 
Die erste Seefahrt ins Ausland mit ihren heiteren und ernsten 
Bildern liegt hinter unseren Seekadetten. Eine recht unangenehme, 
„ernste“ Zeit tritt noch an sie heran. Gottlob! ist es nur eine 
kurze Spanne Zeit: Das Fähnrichsexamen in der Marineschule zu 
Kiel. Wir Seekadetten sind aber heute andere Menschen, wie da— 
mals, als wir zum ersten Male hier im Examen schwitzten, wir 
lassen uns nicht verblüffen, denn wir haben den alten Ozean bereits 
befahren. Also auf in den Kampf mit den Examinatoren! 
Wir nehmen an, daß keiner aus der frischen, fröhlichen Schar 
durchfällt. Also alle sind durch, und nun heißt es — die Koffer 
gepackt und mit Urlaub nach Hause! Fröhlicher, jubelnder Empfang! 
Wie kräftig er geworden ist, wie sonnengebräunt er aussieht. 
Wohl dem, der alle seine Lieben, die er vor Jahresfrist verließ, 
deren Gedanken und Segenswünsche ihm in weite, weite Ferne so 
treu gefolgt sind, gesund und munter wiedertrifft — denn es ist ein 
Schnitter, der heißt Tod. — — 
Marineschule und Offiziersexamen. 
Alles im Leben nimmt ein Ende. Auch der kurze Urlaub nach 
Ablegung der Fähnrichsprüfung. Es geht wieder zurück in die 
pflichterfüllung, in das Vorwärtsstreben. Schön war dieser Urlaub 
aber doch. Nicht allein das erste Wiedersehen. Bei Freunden und 
Bekannten war man als Seefahrer gewissermaßen angestaunt, auch 
dadurch etwas verwöhnt worden. Im Anfang machte es sogar 
Vergnügen, die berühmten zwei Fragen zu hören: „Sind Sie auch 
seekrank gewesen?“ „Haben Sie auch einen Sturm erlebt?“
	        
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