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So lange Waffen getragen werden, hat es zweierlei Arten von
Soldaten gegeben: Kriegs- und Friedenssoldaten. Beide treten aus
der großen Masse bei der betreffenden Gelegenheit hervor. Aus der
Geschichte wollen wir hierfür als Belag einen atheniensischen Bürger
zitieren, der wie alle Bürger ebenfalls Waffen tragen mußte. Das
Schwert ward ihm aber fast mit Gewalt in die Hand gedrückt,
nachdem er vorher durch sein furchtbares Mundwerk den Krieg mit
Sparta geschürt hatte. Wir meinen den Gerber Kleon. Bei
Amphipolis nahm das Großmaul schleunigst Reißaus, als Brasidas
überraschend angriff. Brasidas starb den Heldentod, er starb nur
einmal, aber zehn Tode starb der feige Kleon, als er auf der Flucht
erschlagen ward. Kaiser Wilhelm der Große, Feldmarschall Gras
Moltke, Admiral Collingwood, Nelsons Freund, waren stille und
bescheidene Naturen von wenigen Worten. Der junge Napoleon
steht auf der Kriegsschule schweigsam und einsam abseits von seinen
Kameraden. Seidlitz dagegen ist als junger Leutnant bei allen
tollen Streichen der tollste, aber er zeigte nicht den Bramarbas, wohl
aber den kecken Reiter voller Wagemut.
Derartige Seidlitznaturen stecken in manchem Matrosen drin,
der ein langes Sündenregister in Friedenszeiten hat. Grund hierfür
ist nur Mut und Kriegstüchtigkeit, welche im Frieden höchstens auf
der Raa beim Reefen, im Boot bei schwerer See austoben können.
Der liebenswürdige Schwerenöter schwadroniert in Friedenszeiten —
die Napoleons- und Collingwood-Naturen schauen im Feldzug mit
größter Seelenruhe dem feindlichen Geschütz in den Rachen. Sie
bleiben im Kugelregen ebenso ruhig wie vorher in der Garnison.
Der junge Vorgesetzte gerät leicht in Versuchung, einen Unter—
gebenen schnell zur Bestrafung zu melden. Schnelle Strafe ist
manchmal auch ganz gut angebracht und wirkungsvoll. Wer sich
jedoch die Mühe gab, den Untergebenen genau kennen zu lernen,
wer menschliche Gründe gegen dienstlichen Strafzwang abzuwägen
vermag, wird stets sparsamen Gebrauch von Meldungen machen.
Der Vorgesetzte ist der Untergebenen halber da, er soll Bestrafungen
durch seine Aufsicht verhindern. Besitzt ein Vorgesetzter, selbst in
kleiner Stellung, das hochachtungsvolle Vertrauen seiner Unter—