Je mehr auswärts Luxus und Wohlleben um sich greifen, um
so ernster tritt an den Offizierstand die Pflicht heran, nicht zu ver—
gessen, daß es nicht materielle Güter sind, welche ihm die hochgeehrte
Stellung im Staate und der Gesellschaft erworben haben und er—
halten werden. Nicht nur, daß die kriegerische Tüchtigkeit des
Offiziers durch eine verweichlichende Lebensweise beeinträchtigt werden
könnte, sondern völlige Erschütterung des Grundes und Bodens,
vorauf der Offizierstand steht, ist die Gefahr, welche das Streben
nach Gewinn und Wohlleben mit sich bringen würde.
Je eifriger die Offizier—
korps treue Kameradschaft
und richtigen Korpsgeist pfle—
gen, um so leichter werden sie
Ausschreitungen vorbeugen,
auf Abwege geratene Kame—
raden in die richtigen Bahnen
zurückleiten, unnütze Händel
und unwürdige Zänkereien
vermeiden. Niemals darf das
berechtigte Selbstgefühl des
Offiziers in Mangel an Ach—
tung oder in Überhebung
Admiral von Knorr gegen andere Stände aus—
arten. Je mehr der Offizier seinen Beruf liebt, und je höher er dessen
Zwecke auffaßt, um so mehr wird er ermessen, in wie hohem Grade
das volle Vertrauen aller Stände zum Offizierstande eine Bedingung
für die erfolg- und ruhmreiche Lösung der letzten und höchsten Auf—
gabe der Marine ist.“
So folgen die Marine⸗Offiziere in allem idealen Streben ihres
Standes den alten Überlieferungen der Offiziere des preußischen
—BD0—
Wahre Ehre und wahre Kameradschaftlichkeit, einfache Sitten bei
bornehmer Gesinnung und keine überhebung gegen andere Stände,
das sind auch in der Marine die Grundpfeiler der hohen Stellung,
welche die Offiziere im Staat und in der Gesellschaft einnehmen.