Full text: Der Marineoffizier

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Der Fähnrich geht achteraus nach dem Heck. Das Loggscheit 
wird über Bord geworfen, und mit dem kleinen Sandglas in der 
Wand wartet er, bis der Sand abgelaufen ist. Dann ein fester 
Griff und nachgesehen, an welcher Stelle die Loggleinen abgestoppt 
ist: 5 Seemeilen zeigen die Knoten an und: „Fünf Mill geloggt!“ 
meldet der Fähnrich. 
„Das Schiff muß gleich wenden“, meldet der Navigations— 
offizier dem Kommandanten. „Wenn die Wendung versagt, so 
können wir noch immer halsen, es ist Platz genug dazu. Der 
Fähnrich der Wache lönnte das Manöver kommandieren“, wendet sich 
der wachthabende Offizier an den Kommandanten. „Einverstanden“, 
sagt derselbe, „lassen Sie ihn beide Wachen nehmen“. 
„Fähnrich der Wache, kommen Sie auf die Brücke, bringen 
Sie mit beiden Wachen das Schiff über den anderen Bug!“ 
„Beide Wachen klar zum Manöver!“ Die Mannschaft ist an 
Deck angetreten. Der Fähnrich steht auf der Kommandobrücke, alle 
Gesichter der Matrosen an den Masten sind etwas nach hinten ge— 
dreht, so wie mit Augen links oder rechts — erwartungsvolle 
Blicke von mehreren Hundert Personen fühlt unser Fähnrich auf sich 
gerichtet; so viele Menschen hat er noch nicht kommandiert, und alle 
die Augen machen einen fast beängstigenden Eindruck. Aber er 
nimmt sich zusammen, und wenn auch das erste Kommando: „Klar 
zum Wenden!“ ein wenig mühsam heraus kommt, nachher geht es 
lotter. „Luv zum Wenden!“ kommt dann und später das „Fiehr 
auf Vorschooten!“ Das klingt schon hell und schmetternd nach dem 
Vortopp herüber. 
Dem Seemann ist von jeher das Schiff keine „Sache“. Er 
hat dasselbe nie als „totes Ding“ betrachtet. Im Gegenteil. 
Er spricht von demselben und denkt von ihm wie von einem 
lebenden Wesen, welches selber denkt und Verstand hat. Unserem 
Schiff macht deshalb auch der junge Fähnrich Vergnügen da auf 
der Brücke.“ „Wills ihm nicht zu schwer machen, will ihn nur in 
dem kritischen Moment, wo es durch den Wind geht, ein wenig 
spannen — so, nun langsam gedreht, ganz langsam und bedächtig, 
damit er die „Brambulin“ nicht vergißt bei „auf Halsen“ — na,
	        
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