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von Fischerfahrzeugen treiben hier herum. Meist wird schlecht auf—
gepaßt auf denselben. Im letzten Moment erst zeigen sie eine Laterne,
oder ein weißes Licht — kaum daß man Zeit hat, das Ruder zu
legen, und dann geht es oft genug noch haarscharf an dem Fischer
dorbei.
Der Vordecksoffizier ruft alle Augenblicke seine Meldung in
Betreff der in Sicht kommenden Fahrzeuge nach hinten. Vielfach
muß er gleich das nötige Ruderkommando hinzufügen. Auf der
Kommandobrücke herrscht üble Laune. Der Wachthabende geruhen
öfters, mit dem Fuße aufzustampfen, und es sind nicht gerade sanfte
Worte, die er ausstößt: „Verdammter, alter Kasten! Und dazu
noch ist die Kommandobrücke hier hinten aufgebaut und nicht vorne
— da könnte man wenigstens vor den Bug sehen, von hier aus
ist das unmöglich bei dem dickbauchigen alten Herrn — da ist es
auf dem größten Panzer besser ꝛc.“
Der Wind hat noch mehr abgeflaut, mit wenig Knoten Fahrt
gleitet das Schiff dahin. Nun taucht an Backbord ein Schatten
auf. Es muß ein größeres Fahrzeug sein, aber in der unsichtigen
Luft ist nicht zu erlennen, wo vorne und hinten ist. Man sieht nur
eine graue Masse ohne Laterne oder Licht. Der Vordecksoffizier
meldet prompt: „Segel an Backbord, ohne Laterne!“ Auch ihm ist
es unmöglich, seine Lage, seinen Kurs zu bestimmen. Endlich ist
er sich darüber klar, daß es näher kommt. — Auf der Brücke hinten
st fast garnichts erkennbar. „Das Schiff kommt auf uns zugesteuert!“
meldet der Vordecksoffizier.
„Wache klar zum Manöver!“ befiehlt der ältere Offizier hinten.
„Gaitaue und Gordings der Untersegel!“ Diese Taue — sie dienen
zum Bergen der Segel, durch Anholen derselben werden die Segel
wie Gardinen unter die Raa geschnürt — werden besetzt, und
die Untersegel hängen kurz darauf aufgegeit unter ihren Ragen. Das
fremde Fahrzeug zeigt plötzlich ein weißes Licht wie die Fischerfahr—
zeuge, obgleich es sich dabei als Schoner ausweist. Der Kurs
desselben ist so, daß Kollision eintreten kann. Nun ist keine Zeit
mehr zu verlieren, zumal hinten der wachthabende Offizier sicherlich
nicht imstande ist, auch jetzt noch nicht, genau die Lage des Fremden