Full text: Der Marineoffizier

201 
daß die „Hohen“ sich die größten Sorgen machten über ihr „mut— 
maßliches Ende“. O du selige, o du fröhliche, sorgenfreie Leut— 
nantszeit! 
In der englischen Flotte gab es von jeher auch eine Anzahl 
kleiner Fahrzeuge, Briggs, Kanonenboote, Schoner und Depeschen— 
Kutter. Aber hier hat die Tradition von Jahrhunderten anderen 
Ideengang erzeugt. Vorübergehend König auf einem kleinen Schiff 
zu sein, ist wunderschön. Danach muß aber der Offiizer in den 
großen Dienst auf dem Linienschiff oder Kreuzer zurück. Den kleinen 
Fahrzeugen wird von Wind und Wetter stark mitgespielt, der Offizier 
läuft Gefahr, sich gehen zu lassen, wenn er nur auf „Kleinen“ fährt. 
Nicht mit Unrecht behauptet eine alte Marine-Redensart „klein Schiff 
Schweinschiff“. Der englische Offizier haßt traditionell das 
Kommando auf kleine Schiffe, denn meist kommt er nicht mehr vom 
„kleinen Schiff/ los und wird über die Achsel angesehen. Zuletzt 
derbauert er dabei. 
In der preußischen und späteren deutschen Flotte waren es die 
Dampfkanonenboote, welche dem jungen Leutnant Selbständigkeit 
boten. Auf diesen waren drei, auf der kleineren Gattung sogar nur 
zwei Offiziere an Bord. Hier und da wurden sie zu Flotillen 
zusammengezogen. In der ersten Marinezeit waren die Ruder— 
canonenschaluppen und -Jollen, mit nur einem Offizier besetzt, stark 
bertreten. Das Leben an Bord war jedoch mehr originell wie 
aingenehm, da die Unterbringung gänzlich primitiv war. 
In allen Flotten ist heutzutage das Torpedoboot das Ideal— 
kommando des jungen Leutnants. Selbst der Engländer ist hier 
mit dem „klein Schiff“ ausgesöhnt, denn hier handelt es sich um 
ein hervorragendes Kampfmittel. Das „Schweinschiff“ ist dabei 
Nebensache, wenn es auch manchmal gerade hier toll genug ins 
Leben eingreift und sich bemerkbar macht. Für den jungen Offizier 
ist es in erster Linie die selbständige Verantwortung, welche er zu 
tragen hat, die ihn Wasserströme, Kohlenstaub, unbequemes Unter— 
kommen und wahnsinniges Schlingern — kurz alles, was das 
„Schweinschiff“ kennzeichnet, mit Vergnügen hinnehmen läßt. In 
ZSee bei schlechtem Wetter ist es oft kaum möglich, einen Platz zum
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.