Full text: Der Marineoffizier

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Schlafen in der kleinen Kajütte zu finden. Selbst die Mahlzeiten 
lassen sich kaum einnehmen. Vielfach verzichten die Kommandanten 
darauf, an Bord eigene Küche zu führen. Sie nehmen an der 
Menage der Mannschaft teil, solange das Fahrzeug in See ist. 
Im Hafen, wenn am Bollwerk festgemacht ist, wird dann Ent— 
schädigung gesucht. Hier sich zu restaurieren und Kräftevorrat zu 
sammeln, ist dringend notwendig, wenn der Körper unter den 
großen Anstrengungen nicht leiden soll. 
Beobachten wir den jungen Seeoffizier als Torpedoboots- 
Kommandanten bei schlechtem Wetter in See. 
In Olzeug gehüllt und in langen Stiefeln, den Südwester 
auf dem Kopf, möglichst „wasserdicht“, steht er hinter dem vorderen 
Turm, der als Niedergang zum Mannschaftsraum dient. Ein 
Mann steht bei ihm am Maschinentelegraphen, stets bereit, Kommandos 
nach der Maschine zu befördern. Die See geht hoch, und nur mit 
langsamer Fahrt kann das Boot gehen; denn sowie die Schraube 
aus dem Wasser herauskommt, fängt sie mit rasender Geschwindig— 
keit an, sich in der Luft zu drehen. Der Bug des Schiffes wühlt 
sich dabei tief ins Wasser ein, das ganze Vorderteil des kleinen 
Fahrzeuges verschwindet in Gischt und Schaum, der hoch über den 
vorderen Turm wegfegt und den Kommandanten übergießt. Der 
steht unerschütterlich auf seinem Posten. Bald läßt er die Maschine 
langsam gehen oder stoppen, bald läßt er sie in der gewöhnlichen 
Gangart laufen. Dazu verlangt die anrollende See stete Achtsam— 
keit auf das Steuern, um der Gewalt des Wassers in möglichst 
günstiger Lage begegnen zu können. So geht es stundenlang fort, 
und stundenlang hält der Offizier aus, denn auch hier bewahrheitet 
sich der alte Satz: „Gebt einem jungen Menschen eine Stellung, 
wo er wenig zu thun hat, so wird er sich als fünftes Wagenrad 
fühlen. Drückt ihm schwere Verantwortung in die Hand, so wird 
er sich bemühen, voll und ganz seinen Platz auszufüllen, er wird sich 
gehoben fühlen.“ 
Mittagszeit ist herangekommen. Die erste ruhige Wetterpause 
wird von unserm Leutnant benutzt, um wenigstens etwas in den 
Magen zu bekommen. In der kleinen Kajüte ist es nicht möglich,
	        
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