Full text: Der Marineoffizier

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Während einiger Sommermonate wurde den Kadetten Gelegen— 
heit gegeben, in Danzig etwas praktischen Seedienst zu sehen, dann 
ging es wieder zur Schule zurück nach Berlin. Im zweiten Jahre 
kamen die Kadetten auf das Kadetten-Schulschiff, die kleine Segelkorvette 
„Amazone“, welche traurigen Gedenkens im Jahre 1861 mit Mann und 
Maus unterging. Nach Besuch des Schulschiffes wurde die Seekadetten— 
Prüfung abgelegt. Als Seekadetten waren die jungen Leute 
Portepée⸗-Unteroffiziere, dem Fähnrich der Armee gleichgestellt und 
thaten, einzeln auf die verschiedenen Schiffe verteilt, praktischen 
Dienst zur See. 
Im dritten Jahre dieses Dienstes 
erfolgte ihre Kommandierung zu einer 
besonderen Abteilung des See— 
kadetten-Instituts, in welcher sie 
achwissenschaftlich zur Offizier-Be— 
rufsprüfung etwa ein Jahr lang vor— 
bereitet wurden. 
Nach Bestehen der Prüfung wur— 
den sie, nachdem das Offizierkorps, 
geradeso wie in der Armee, durch 
eine Wahl ihre Würdigkeit erklärt 
hatte, durch Cabinets-Ordre zum 
Fähnrich zur See mit dem Range 
eines damaligen Sekonde-Lieutenants Admiral von Koefter. 
der Armee ernannt. Generalinspekteur der Marine. 
Der Fähnrich zur See war also Offizier, doch sollten ihm noch 
aicht die Funktionen eines Wachoffiziers an Bord eines Kriegsschiffes 
äbertragen werden, wozu ihm noch die seemännisch-praktische 
Erfahrung mangelte. Er war also noch nicht ganzer ausgebildeter 
Seeoffizier. 
Auch diese Einrichtung und Auffassung ist von der englischen 
Marine zu uns gekommen, nur hat die englische Marine den Namen 
„Unterleutnant“ (sublieutenant) von Anfang an eingeführt. 
Die Bezeichnung „Fähnrich zur See“ für einen Offizier war 
bei dem engen, kameradschaftlichen Verhältnis mit der Armee, bei 
der der Fähnrich Unteroffizier ist, nicht glücklich gewählt und ver—
	        
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