9
Die Rangbezeichnungen haben sich in neuester Zeit auch dahin
geändert, daß der frühere Kadett „Seekadett“ heißt, der frühere
Seekadett ist zum „Fähnrich zur See“ geworden, der Unterleutnant
zur See zum „Leutnant zur See“ und der Leutnant zur See zum
Oberleutnant zur See.
IV
Der Boden, auf dem sich der Dienst und
das Leben des Seeoffiziers abspielt: Die Schiffe; Zweck
und Verwendung derselben
Nachdem in kurzen Zügen die Entstehung und Entwickelung
des deutschen Seeoffizierkorps geschildert ist, bedarf es noch einer
allgemeinen Schilderung des Bodens, auf dem der Seeoffizier aus—
gebildet wird und heimisch sein soll. Dieser Boden ist das Schiff.
Das heutige Kriegsschiff ist wohl eines der glänzendsten Er—
zeugnisse, welches der menschliche Geist je ersonnen hat. Von Kaiser
und Vaterland wird es dem Seeoffizier anvertraut — er soll es
ꝛhrenvoll und ruhmreich im Kampfe führen, er soll es in Krieg und
Frieden zu gebrauchen wissen. Um dieser Erwartung entsprechen
zu können, bedarf es eisernen Fleißes und unansgesetzter Arbeit, sowohl
im fachmännischen Sinn, als auch im Sinne der Selbsterziehung
zu jenen hervorragenden Tugenden der Kühnheit, verbunden mit
Besonnenheit, des klaren Blicks im Getöse der Schlacht, oder beim
Heulen des Sturms und Branden der See, des achtunggebietenden
Auftretens nach außen hin, gepaart mit Bescheidenheit. Fleiß und
Arbeit in dieser Richtung hin fangen beim Seekadetten an, begleiten
alle Grade des militärischen Ranges bis zum Kommandanten des
so komplizierten Kriegswerkzeuges und darüber hinaus zum Geschwader—
chef und Flottenkommandeur; ein Ausruhen darf es nicht geben,
wenn das Höchste erreicht werden soll. Bei dem Schiff, der
gewaltigsten Kriegsmaschine, ist es immer der Mann, welcher ihr
Leben und Seele verleiht, ist es die Besatzung, welche das „Lebendige“