Full text: Der Marineoffizier

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Die Eintragungen geschehen nach der Wache von jedem Offizier, der 
von diesem Dienst abgelöst worden ist. Der Seekadett der Wache 
liefert den Stoff hierzu durch seine Notizen. Der Fähnrich der Wache 
hat dies später ebenfalls zu besorgen. Es ist deshalb notwendig, 
daß jeder Seekadett mit der Führung eines solchen Loggbuchs 
allmählich vertraut wird. Zu dem Ende hat er selbst ein solches 
Buch nach vorgeschriebenem Schema zu führen. Im Wachdienst, wie 
in allen Stationen tritt steter Wechsel ein, sodaß alle Seekadetten 
in jede Einzelheit des Dienstes eingeweiht werden. 
Um 6 Uhr haͤtten wir nach der ersten Nacht unseren neu ein— 
geschifften Seekadetten seine Hangematte verlassen sehen. Bis 60 40 
hat er dann noch Zeit, sich zu waschen und anzuziehen, sodaß er 
mit vollendeter Toilette zur Musterung durch den Seekadettenoffizier 
antreten kann. 
An die Musterung schließt sich für die erste Zeit eine Vor— 
bereitung zur Bedienung der Takelage an: Enterübungen bis zur 
Frühstückszeit um T Uhr. „Entern“, auf- und niederentern, heißt 
soviel, wie von Deck aus auf Ragen und Marsen hinauf- und wieder 
heruntersteigen. Da zwischen den mächtigen Stütztauen der Masten 
nach der Seite hin, zwischen den „Wanten“, sprossenartige Leinen, 
wie bei einer Strickleiter, gezogen sind, so wird dieses „Entern“ 
hierdurch ungefährlicher als es aussieht. Bei einiger Übung wird 
es auch kein „Steigen“ mehr, sondern ein „Laufen“. Wir können 
also beruhigt zusehen, wie sich die Seekadetten gleichmäßig auf die 
Masten verteilen, wie sie instruiert werden über die Regeln beim 
Entern. Dann kommt das Kommando „Entert auf!“ und erst 
langsamer, zuletzt vom Eifer getrieben, stürmt die Schar die Wanten 
hinauf — als ob oben in der Bramsaling (der zweiten Etage) ein 
Admiralshut zu erobern wäre! Ein solcher liegt, bildlich gesprochen, 
auch eigentlich dort oben, und keinen sah man fröhlich als Admiral 
endigen, der nicht ein fixer Enterer gewesen wäre, in früheren 
Zeiten noch mehr wie heute, wo der Dampf die Takelage verdrängt. 
Auch giebt es unterwegs bis zum „Hut“, d. h. bis zur Höhe der 
Marsstenge, einige für den Anfänger recht unangenehme Ecken, die 
umsegelt werden wollen. Der Marsrand ladet weit aus, und die
	        
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