Full text: Der Marineoffizier

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Püttingswanten stehen schräg von innen nach außen. Dort herüber 
zu kommen, will erst probiert und gelernt sein. Danach werden 
die Stengewanten immer schmaler und laufen dicht zusammen. 
Auch muß man sich durch die Bramsaling, durch die Bramwanten 
durchwinden. Dann ist man oben. Nun saust man wieder abwärts, 
und — dann hört man manches „Au!“ und „Himmeldonnerwetter!“ 
Die Instruktion sagte: „Du sollst dich nicht an den dünnen Webe— 
leinen, den Sprossen der Leiter, festhalten, sondern an den dicken 
Hoftauen der Wanten. Eine dünne Leine kann zerreißen, auch tritt 
dir der Nachfolger leicht auf die Hände“. Im Eifer des Gefechts 
hat das wohl jeder von uns zuerst vergessen, aber was man spürte, 
wenn der eifrig Nachstürmende uns auf die Finger trat — das ver— 
zaß man nie wieder! 
Der zweite Schritt zum Bedienen der Segel besteht in dem 
„Auslegen auf den Ragen“. Die Raaen bis zu deren äußerster 
Spitze, der „Nock“, die Bedienungsmannschaft heraus muß, sehen 
bon Deck aus schlank und dünn aus. In der Nähe besehen, zeigen 
sie jedoch mächtige Dimensionen, Hände und Körper finden reichlich 
Halt und Stütze, und für die Füße sind besondere Taue, unter der 
Raa hängend, angebracht — wir können auch hier ohne Befürchtung 
das Kommando: „Legt aus!“ erwarten. 
Sobald in diesen Vorübungen einige Sicherheit erlangt ist, kann 
das eigentliche Segelexerzieren, das Lösen, Setzen, Bergen und Fest— 
machen der Segel beginnen. Der Zweck der Takelage ist heute ein 
anderer, wie früher, wo es gar keine Dampf- oder nur Hülfsmaschinen 
gab. Die Schulschiffe haben nunmehr eine leichtere Takelung, eine 
Hülfstakelage. Der Seekadett soll ihre Zusammensetzung, ihren 
Gebrauch kennen lernen, er soll vertraut sein mit der Wirkung von 
Wind und Segeln und soll Verständnis für die seemännisch richtige 
Anlage und Durchführung der Schiffsmanöver, namentlich für das 
Zusammenwirken von Maschinen und Segeln bekommen. Auf allen 
kleineren Kreuzern im Ausland sind ja auch immer noch leichte 
Takelagen vorhanden. Seemannschaftliche Kenntnisse werden also 
stets verlangt werden, aber die Anwendung davon ist gegen früher 
eine andere geworden. Das schnelle und komplizierte Segelexerzieren
	        
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