Full text: Der Marineoffizier

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wird glücklich passiert, weiter, immer weiter verfolgt das Schiff seine 
Bahn. Um eilwa 8 Uhr abends ist Schulz-Grund Feuerschiff 
erreicht, ein Paar matte Feueraugen schauen als Leitsterne von dessen 
Masten herüber, umhüllt von einer glänzenden Dunsthülle. Auch 
diese verschwimmen alsbald wieder hinter dem Schiff, und nur ein 
fahler Lichtschmmmer deutet noch an, wo jene Augen glühten — 
bald ist dieser auch vom Nebelgrau des Sprühregens verschlungen, 
und durch die schwarze Nacht steuert das Schiff auf Kap Skagen zu. 
Skagen Leuchtturm wird glücklich passiert, nun wird Kurs auf 
Christiansand genommen. Gleichmäßig mit etwa 10 Knoten Fahrt 
bricht sich das Schiff Bahn. Graue, regenfeuchte Luft! Grau-blaues 
unruhiges Wasser! Mit- und Gegensegler, die mit vollen Bram— 
segeln sich durch die Wogen ihren Pfad suchen, ab und zu ein paar 
weiße Möven! Um 3 Uhr nachmittags kommt Norwegens Küste 
in Sicht, abends geht das Schiff in Christiansand zu Anker. Der 
folgende Morgen sieht unsere Seekadetten zunächst bei ihrem gewohnten 
Dienst. Während die üblichen Salute und Besuche ausgetauscht 
werden, gehen Exerzitien und Unterrichtsstunden ruhig weiter. Werfen 
wir einen Blick in den Unterrichtsraum, so finden wir, daß z. B. 
gerade theoretischer Unterricht in Artillerie erteillt wird. Ein weites 
Feld des Wissenswerten thut sich hier dem zukünftigen Seeoffizier 
auf: Kenntnis des Materials der Geschütze und Laffetten, der Schnell— 
ladekanonen an Bord des Schiffes, der Visiereinrichtungen sowie deren 
Gebrauch und Fehler beim Schießen und Richten, Kenntnis der 
Verschlüsse. 
Andererseits ist Christiansand der erste ausländische Hafen, den 
das Schiff berührt. Da ist es auch wiederum angebracht, wenn man 
aicht allzu ängstlich auf Innehaltung des Stundenplanes verbissen 
ist. Den Seemann ziehen auch die Schönheiten der Natur an, sie 
hilden den hohen Reiz des Seefahrers, die Erholung und Erfrischung 
nach angestrengtem Schiffsdienst. Land und Leute überall kennen 
zu lernen, ist für den gebildeten Menschen von hohem Interesse. 
Für den Seeoffizier ist es auch eine Pflicht. Er kann nie wissen, 
ob er nicht eines Tages in die Lage gerät, Vorteile aus dieser 
Lokalkenntnis ziehen zu können. Der alte Artillerieoffizier auf der
	        
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