Full text: Der Marineoffizier

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dichter Dunstkreis die Aussicht verschleierte, sodaß das Auge nicht 
sehen konnte, wohin sich der Lauf der Segler richtete — sie kamen 
von See her angeflogen, glitten Schwänen gleich vorüber und ver— 
schwanden dann in nebelhafter Ferne, ohne daß ein Auge sehen 
konnte wohin; nur der Phantasie blieb es überlassen, sich das in 
der Ferne Liegende — London, die Wunderstadt — auszumalen, 
und mit den blühendsten Farben zu durchweben. Da wir sehr 
reichlich mit Urlaub bedacht wurden, so konnte ich mich schon den 
folgenden Tag nach London aufmachen.“ 
Dorthin wollen wir unserm Gewährsmann nicht folgen, es 
würde dies hier an dieser Stelle zu weit führen, und zuviel Raum 
beanspruchen. Wir haben so wie so noch eine lange Reise vor 
uns. Das Schiff nimmt Kohlen, während sich unser Freund die 
alte Königsstadt an der Themse ansieht. Dann heißt es in seinen 
Zeilen weiter: 
„Der Tag der Abreise war gekommen. Früh um 6 Uhr 
machten wir Dampf in allen Kesseln, um 7 Uhr lichteten wir Anker 
und dampften den Strom hinab. Rasch glitten wir über die Wasser— 
fläche und genossen zum zweiten Male das schöne, lebensvolle Schau— 
spiel, das dieser Weltstrom mit seinem regen Verkehr bot. Um 
12 Uhr lagen Deal und die Feuertürme von North- und South— 
Foreland hinter uns; wir befanden uns wieder im Kanal — das 
Wetter war sehr schön und klar. Wir gingen dicht unter Land und 
konnten eine Menge von Schiffen beobachten. Nur einige tausend 
Meter waren wir bei Dover vom Lande entfernt, als unser Lotse 
von Bord ging. Eine portugiesische Korvette, welche mit uns 
zusammen die Themse herabgekommen war, holte uns hierbei wieder 
ein. Wir setzten jetzt auch Marssegel, und es ging zuerst mit be— 
schleunigter Fahrt durch die hellgrünen Fluten des Kanals. Indessen 
kam immer mehr Brise auf; der Seegang wuchs mit jeder Stunde, 
und während die Segel wegen des zu gleicher Zeit konträr werdenden 
Windes nicht mehr standen, arbeitete die Maschine mit aller Macht, 
aber ohne daß es viel genutzt hätte. In der Nacht blieb das 
Wetter so. Gegen Morgen waren wir bei der Insel Wight und 
setzten Schratsegel, damit das Schiff ruhiger liege. Um 9 Uhr ließ
	        
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