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& 5. Anwendungen der ebenen Trigonometrie
bildung auf die Ebene theoretisch nicht in den kleinsten Teilen ähnlich,
aber für kleine Gebiete in der Nähe des als Abszissenachse dienenden
Meridians praktisch kongruent ist. Aus diesem Umstande zieht man
beim Gebrauch der 40 Koordinatensysteme, deren Geltungsbereiche sich
annähernd mit den preußischen Regierungsbezirken decken, einen dop-
pelten Vorteil. Indem man die Soldnerschen Koordinaten ausschließlich
bei sogenannten Spezialvermessungen benutzt, darf man sie in der Rech-
nung beim Einschneiden wie ebene Koordinaten behandeln, d. h. nach
Jen Gleichungen (@) verfahren. Desgleichen dürfen sie beim Kartieren
nach beliebig vorgeschriebenem Maßstab wie ebene Koordinaten be-
autzt werden.
Bei den Katasteraufnahmen ist der Meßtisch heute vollständig
Jurch den Theodolit verdrängt. Er spielt aber in der Topographie (d. h.
bei der Darstellung der Erdoberfläche in Karten etwa vom Maßstabe
|: 10000 bis 1: 100000) noch eine wichtige Rolle. Insbesondere hat
ihn die topographische Abteilung der preußischen Landesaufnahme noch
veibehalten. Schon deshalb wird man ihn beim Unterricht ungern mit
Stillschweigen übergehen. Es kommt hinzu, daß die eigentliche Meß-
tischaufnahme von einzelnen im voraus bestimmten festen Punkten (den
sog. Stationen) aus nichts anderes ist als die unmittelbare perspektive
Abbildung des natürlichen Grundrisses von diesen Punkten aus. Man
hat es also mit einer lehrreichen Anwendung eines wichtigen Abschnittes
ler Geometrie zu tun. Besondere Mittel sind dabei nicht aufzuwenden.
Ein mit Papier bespanntes Zeichenbrett und ein festes Gestell, das als
Träger dient, beschafft man sich leicht selbst. Der Zeiger des Ohmann-
schen Winkelmessers kann abgenommen und als Diopterlineal benutzt
werden. Besser befestigt man den Zeiger an einem Lineal von größerer
Länge. Zur Not kann man auch ein gewöhnliches Meßlineal selbst mit
einer Zieleinrichtung versehen. Will man sich nicht damit begnügen,
den Tisch nach Augenmaß horizontal zu stellen, so kann man eine auf-
gelegte Kugel oder die Dosenlibelle benutzen. Als aufzunehmendes Ge-
lände bevorzugen wir auch hier den Schulplatz oder sonst einen Platz
von mäßiger Ausdehnung, auf dem man ungestört arbeiten kann. Man
zieht die Ähnlichkeitsstrahlen nach den angezielten Punkten am Lineal
antlang und trägt die nach dem gewählten Maßstab gekürzten Ent-
fernungen auf ihnen ab. Sehr viele Punkte aufzunehmen, um danach etwa
einen Plan herzustellen, ist mindestens überflüssig und entspräche gar
nicht der herrschenden Praxis, da solche Pläne nach einer Aufnahme
in rechtwinkligen Koordinaten ausgeführt werden. Es genügt eine be-
scheidene Anzahl von gut definierten Punkten, um die Meßtischaufnahme
mit der „tachymetrischen Kippregel“ verständlich zu machen.
Der Aufnahme von Punkten durch je einen Ähnlichkeitsstrahl und
die Entfernung von der Station geht die sogenannte graphische Klein-