184 11. Konvexe Vielkante und sphärische Vielecke
Der Umfang eines konvexen Die Winkelsumme eines kon-
sphärischen Vielecks ist kleiner als vexen sphärischen Vielecks ist grö-
ein Hauptkreis. ßer als die eines ebenen von gleicher
Seitenzahl.
Von diesen beiden Sätzen ist derüber die Winkelsummeamleichtesten
zu gewinnen. Zerlegt man das sphärische n-Eck von einer beliebigen
Ecke aus durch Diagonalen in % — 2 Dreiecke, so ist in jedem der Drei-
ecke die Summe der Winkel größer als zwei Rechte. Das Vieleck hat
also eine Winkelsumme von mehr als 2(n—?) oder 2% -—4 Rechten.
Die Polarisation des Satzes ist eine unerhebliche Übungsaufgabe.
Man kann den Satz über den Umfang aber auch ohne Schwierigkeit
selbständig beweisen. Er wird häufig in die Form gekleidet, daß die Summe
der Seiten eines konvexen Vielkants (einer konvexen körperlichen Ecke)
kleiner ist als 360° und dementsprechend stereometrisch bewiesen. Hier-
bei bevorzugt man auffallenderweise ein etwas schwerfälliges Verfahren.
Das „-Kant wird durch eine Ebene so geschnitten, daß als Schnitt-
figur ein konvexes n-Eck entsteht, was immer möglich ist. Die Summe
der Winkel in dem n-Eck beträgt 2% — 4 Rechte. Jedes einzelne
Winkelfeld ist aber Seite eines Dreikants und kleiner als die Summe der
beiden ihm zugesellten Seiten. Die Summe aller zugesellten Seitenpaare
ist somit größer als 2% — 4 Rechte, woraus, mit Rücksicht auf die Winkel-
summe im ebenen Dreieck, folgt, daß der Umfang des n-Kants nicht
rier Rechte erreichen kann.
Zu demselben Ergebnis gelangt man ohne Rechnung leicht durch
folgende Überlegung. Wählt man irgend drei aufeinander folgende Seiten
des gegebenen %-Kants aus und erweitert die erste und dritte, bis sie
sich schneiden, so kann man auf der Schnittgeraden immer einen vom
Scheitel ausgehenden Halbstrahl als neue Kante so wählen, daß die zweite
Seite verschwindet. Dadurch erhält man eine neue konvexe Ecke von
n—1 Seiten. Diese hat einen größeren Umfang als die ursprüngliche,
da im Dreikant die Summe zweier Seiten größer ist als die dritte. Setzt
man das Verfahren schrittweise fort, so gelangt man schließlich zu einem
Dreikant, und dessen Umfang ist immer noch kleiner als 360°.
Der letzte Beweis gestaltet sich sehr anschaulich, wenn man ihn
im Sinne der Sphärik führt. Man wählt drei aufeinander folgende Seiten
eines konvexen sphärischen n-Ecks aus und verlängert die erste und
dritte bis zu ihren beiden Schnittpunkten. Einer von diesen bestimmt
dann mit den Endpunkten der zweiten Seite ein Dreieck, das außerhalb
des n-KEcks liegt. Fügt man ihn zu den übrigen %—2 Ecken hinzu,
so erhält man ein konvexes (n — 1)-Eck, dessen Umfang größer ist als
der des gegebenen n-Ecks. Die Fortsetzung des Verfahrens führt schließ-
lich zu einem Dreieck; wenn man will, auch zu einem sphärischen Winkel-
felde (Zweieck), dessen Umfang dem Hauptkreise gleichkommt. ;