3792 $ 21. Berechnung der sphärischen Dreiecke
Die Symmetrie in den Formeln (19) — (24) konnte nur dadurch
arreicht werden, daß wir die Größen d und & benutzten; sie geht unter
Anwendung anderer Größen verloren. Indem man die Größen dy,..dz
lurch S;,.. 58; ersetzt, nimmt die erste Formel (23) die Gestalt an:
8 9 /, SS Sıß
(25) tg & =) tg % tg tg tg ze
In dieser eleganten Form hat bereits L’Huilier den Exzeß eines sphärischen
Dreiecks durch die Seiten dargestellt und dadurch die heronische Formel ($ 2, 9 (17)
3, 29) auf die Kugel übertragen. Leider hat man anfangs nicht daran gedacht, die
Formel (25) auf die Nebendreiecke zu übertragen. Diesen Schritt hat nach einer
Angabe von v.Braunmühl (in seiner Geschichte der Trigonometrie) erst Godt
1828) getan und dadurch ein volles Formelsystem geschaffen. Dann gab Guder-
Nann in seiner „niederen Sphärik‘‘ (1835) alle in den beiden letzten Nummern her-
geleiteten Formeln. Nur benutzte er statt des sphärischen Defekts den Umfang des
Dreiecks. Seine Formeln sind daher nicht so gleichmäßig gebaut wie die obigen
Formeln (19) — (24). Die von Lobatto (1862) angegebene Herleitung weicht von der
Gudermannschen nur in einem nebensächlichen Punkte ab. Während aber Lobatto
aäufig zitiert wird, findet man Gudermann höchst selten erwähnt. Warum Jacobs-
öhal in dem Abschnitte über sphärische Trigonometrie, den er für den zweiten
Band von Weber-Wellsteins Elementar- Mathematik bearbeitet hat, Serrets Namen
mit diesen Formeln in Zusammenhang bringt, und sie als L’Huilier-Serretsche
Formeln bezeichnet, haben wir nicht ermitteln können. Wir glauben, L’Huiliers
Namen mit dem ganzen Formelsystem verknüpfen zu sollen. Daher haben wir nicht
aur mit Casey zur Bezeichnung der durch die Gleichungen (19) definierten Größe
Jen Buchstaben £ gewählt, sondern sie geradezu die L’Huiliersche Größe ge-
nannt. ‘Das ganze Formelsystem kommt alsdann auf eine Anwendung der L/’Huilier-
schen Größe hinaus.
12. Die Fundamental- Aufgaben der sphärischen Trigono-
metrie. Mit den wenigen in diesem Paragraphen entwickelten Formeln
reicht man für praktische Zwecke vollständig aus. Die zuhlreichen weiteren
Formeln, die in älteren Werken mitgeteilt werden und auch in neueren
Bearbeitungen einen Platz finden, haben nur noch historisches Interesse.
Der Mehrzahl nach zeichnen sie sich weder durch Eleganz noch durch
praktische Brauchbarkeit aus; vielmehr werden sie nach beiden Rich-
tungen durch die Neperschen und die Delambreschen Formeln, sowie
Jurch die Anwendungen der In- und Umkreisradien und der L’Huilier-
schen Größe weit überflügelt. Auf einzelne neuere Formeln werden wir
in 8 25 eingehen. Hier begnügen wir uns damit, die entwickelten Formeln
auf das Problem anzuwenden: Wenn in einem sphärischen Dreieck drei
Umfangsstücke gegeben sind, so sollen die drei übrigen durch Rechnung
armittelt werden. Dies Problem zerlegt sich in sechs Aufgaben, die
ainzeln besprochen werden sollen.
a) Wenn die drei Seiten gegeben sind und die Winkel berechnet
werden sollen, so führen die Gleichungen (3) und (4), oder was dasselbe
st, die Gleichungen (12) zum Ziel. Ebenso einfach ist es, die Glei-