Full text: Handbuch des mathematischen Unterrichts (2. Band)

Höhenazimute und Zeitazimute 403 
Aufgabe: In welchem Azimut steht die Sonne am 6. August 1913 
vormittags 9* nach mitteleuropäischer Zeit an dem Ort, der in 51° 58' 
nördlicher Breite und 30" 30® östlich von Greenwich liegt? 
Mittlere Greenwicher Zeit der Beobachtung = 20 0" 0* am 5. August 
Umgekehrte Zeitgleichung .........= — 5m 475 
Wahre Greenwicher Zeiß ..........=19*54m 13° 
Wahre Ortszeit ..... ‚= 20% 24m 43, 
Demnach hat man: g = +51° 58', 0 = + 16° 51,8', £ = 20% 24m 435. 
Nach (21) wird # = 27° 10,1' und nach (22) dann a = — 70° 58/. 
Nach (23) und (24) findet man h = 35° 12’ und damit nach (3) 
ebenfalls a = -— 70° 58! 
XVI. Bestimmung eines Fixsternes. Wenn auf See die Höhe 
3äines Fixsterns zur Ortsbestimmung dienen soll, der Stern selbst aber 
wegen teilweiser Bewölkung oder Dämmerung nach den Sternbildern 
nicht erkannt werden kann, so hat man ihn zunächst zu bestimmen. Für 
liesen Zweck mißt man, außer seiner Höhe, durch Peilung auch noch 
sein Azimut. Dann kann man aus der gegißten Breite 9 und den er- 
mittelten Werten von h und a seine Abweichung & und seinen Stunden- 
winkel £ berechnen, wie in X bei der fünften Aufgabe gezeigt ist. Aus 
ler mittleren Ortszeit der Beobachtung (gewonnen aus Chronometerzeit 
and gegißter Länge) ergibt sich dann weiter deren Ortssternzeit und aus 
Jlieser in Verbindung mit dem berechneten Stundenwinkel die gerade 
Aufsteigung w des Sterns. Die Größen 0, « benutzt man schließlich, 
ım den Stern in dem nach der Aufsteigung geordneten Verzeichnis der 
Yixsterne im nautischen Jahrbuch zu ermitteln. Die im Verzeichnis 
stehenden Werte w, @ dienen dann zur Ortsbestimmung. 
Aufgabe (Leitf. f. d. Unterr. in d. Nav. S. 180): Am 22. Dezember 
1903 wurde in 54° nördlicher Breite und 0° Länge um 7* nachmittags 
lie Höhe A = 48° eines Fixsterns gefunden; die gleichzeitige Peilung 
les Sterns ergab N 74° 0. Welcher Stern war es? 
Mit den Werten 9 = + 54°, h = 48°, a = 254° findet man aus 
25) den Winkel u = 166° 4' und aus (26) dann 0 = + 45° 12’. Weiter 
ergibt die Gleichung (3) noch £t= 19" 24”, Die mittlere Ortszeit der 
Beobachtung war 7*, die Aufsteigung der mittleren Sonne 18*, also die 
Sternzeit 25®* und somit die Aufsteigung des Sternes gleich 25* — 19* 24m 
= 536", Es war also der Stern Capella («x Aurigae). Die Peilung 
des Sterns kann natürlich nur als rohe Azimutbestimmung angesehen 
werden, zumal dann, wenn er, wie hier, eine Höhe von mehr als 45° 
hat. Dem entspricht die Ungenauigkeit der berechneten Werte 0, «. Die 
in unserem Beispiel gefundenen Zahlen würden sich auch auf ß Aurigae 
leuten lassen; dieser Stern kommt aber wegen seiner beträchtlich ge- 
ringeren Helligkeit nicht in Betracht. 
A 
Es 
%
	        
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