Full text: Handbuch des mathematischen Unterrichts (2. Band)

104 $ 22. Anwendungen der sphärischen Trigonometrie 
XVII. Datum und Zeit einer Sonnenbeobachtung. Wenn 
die Höhe und das Azimut der Sonne an einem Orte von bekannter Länge 
and Breite gemessen sind, so läßt sich daraus das Datum und die Zeit 
der Messung ableiten. Die erforderliche Rechnung stimmt in der Haupt- 
sache mit der in XVI überein. Man wird vielleicht diese Aufgabe der 
Bestimmung eines Fixsterns vorziehen. Wir wählen als Beispiel die 
Umkehrung der letzten Aufgabe in XV. 
Aufgabe: Zwischen Sommersonnenwende und Herbstnachtgleiche 
1913 wurden an einem Vormittage Höhe und Azimut der Sonne gefunden 
wie folgt: h=35°12', a=— 70° 58', Der Beobachtungsort lag 51° 58’ N 
and 30=30*0. Man soll den Tag und die mitteleuropäische Zeit der 
Beobachtung ermitteln. 
Mit den gegebenen Werten liefert die Gleichung (25) den Winkel 
u = 24° 48,7' und aus (26) geht dann hervor 0 = 16° 51’. Das astro- 
nomische Datum der Beobachtung war demnach der 5. August, wie sich 
aus dem nautischen Jahrbuch ergibt. Mit dem gefundenen 0 erhält man 
aus (3) nun $= 20% 24” 44%. Von dieser wahren Ortszeit aus findet 
man die wahre Greenwicher = 19* 54” 145, die Zeitgleichung = + 5" 475, 
also die mittlere Greenwicher Zeit = 20®* und die mitteleuropäische 
21®*. Die Beobachtungszeit war also: 6. August 9* vormittags. 
XVIIL Das zweite Sterndreieck. Die bisher gebrauchten Stern- 
koordinaten gehören drei verschiedenen Koordinatensystemen an. Es 
mag statthaft sein, sie zu bezeichnen als das System des Horizontes 
(Azimut und Höhe), das des Meridians (Stundenwinkel und Deklination) 
and das des Äquators, obgleich der Meridian 
nicht in derselben Weise benutzt wird wie die 
beiden anderen Hauptkreise. Ein viertes System 
geht von der Ekliptik aus und bestimmt den 
Gestirnsort durch seine Länge und Breite. 
In Fig. 9 stellt AQ den Äquator und KL die 
kliptik dar. Die zu ihrem Schnittpunkte Y 
gehörige Polare geht durch den Nordpol P und 
den ihm benachbarten Pol E der Ekliptik, eben- 
so durch die beiden Gegenpole. Die Polare 
wird, wie leicht verständlich, auch als Kolur 
der Solstitien oder Sonnenwenden bezeichnet. 
Durch das Gestirn &@ ist sein Deklinationskreis PD und sein Breiten- 
kreis KB gelegt. Seine Rektaszension ist YD = «, seine Deklination 
DG =, seine Länge YB = 1, seine Breite BG = ß. Die Länge wird 
vom Widderpunkt aus gen Osten bis 360° gezählt, die Breite gilt auf 
der Seite der Ekliptik, die den Nordpol enthält, als positiv, auf der an- 
deren als negativ. Das zweite Sterndreieck ist PXG, seine Seiten sind: 
PG=90°— 6, EG =90°— ß, PE = s& (Schiefe der Ekliptik); seine
	        
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