112 $ 22. Anwendungen der sphärischen Trigonometrie
wicher Zeit der Beobachtung war nach dem Chronometer 23 43m 1%
‘am 9. September), daher war die Abweichung der Sonne: 0, = 5°17,4'.
Für den ersten Standort ergibt sich daraus (vgl. S. 400) die Länge:
1, =54°23' W., Die Versegelung hatte die westliche Länge um 27' ver-
kleinert (vgl. S. 149-—150), also war 1, = 53° 56'W.
Astronomisches Mittagsbesteck: 44° 4' N und 53° 56' W.
II. Der Projektionspunkt eines Gestirns. Verbindet man den
Ort, den ein Gestirn in einem bestimmten Zeitpunkte einnimmt, mit dem
Mittelpunkte der Erde, so trifft die Verbindungslinie an der Erdoberfläche
einen Punkt, den man als den Projektionspunkt des Gestirns bezeichnet.
Ein Beobachter, dessen Standort dieser Punkt ist, sieht das Gestirn
im Zenit.
Die geographische Breite des Projektionspunktes ist nach Größe und
Vorzeichen gleich der Abweichung des Gestirns. Die von Greenwich aus
gerechnete und von 0° bis 360° gezählte westliche Länge des Punktes
ist dem Stundenwinkel gleich, den das Gestirn mit dem Greenwicher
Meridian bildet.
1. Aufgabe. An welchem Orte auf der Erde steht die Sonne am
1, Dezember 1913 nachmittags 4* mitteleuropäischer Zeit im Zenit?
Der vorgeschriebene Zeitpunkt ist nach mittlerer Greenwicher Zeit
30» 0° daher die Abweichung der Sonne (nach dem nautischen Jahr-
uch) gleich — 21° 47,2'. Die Zeitgleichung ist — 10= 57, also die
wahre Greenwicher Ortszeit: 3* 10% 575, Der fragliche Beobachtungsort
liegt also in 21° 47,2’ südlicher Breite und 47° 44,2’ westlicher Länge.
2. Aufgabe. Am 13. Dezember 1913 um 3* 0m mittlerer Greenwicher
Zeit ist Vollmond. Wo steht dann der Mond im Zenit?
Für den angegebenen Zeitpunkt findet man: Die Abweichung des
Mondes = +28° 7,9’. Seine gerade Aufsteigung =5*19m24®, Die ge-
‚ade Aufsteigung der mittleren Sonne = 17% 26" 46°, also die Green-
wicher Sternzeit = 20h 26" 46°. Demnach ist der Stundenwinkel des
Mondes am Greenwicher Meridian = 15% 7m 9292s,
Der gesuchte Beobachtungsort liegt daher in 28° 7,9' nördlicher
Breite und 133° 9’ 30” östlicher Länge. Er hat den Vollmond im Zenit
am 11* 52,5 mittlerer Ortszeit.
HI. Die Höhengleiche. Ein Kreis, der auf der Erdkugel um den
Projektionspunkt eines Gestirns beschrieben ist, wird als eine Höhen-
gleiche des Gestirns bezeichnet. In allen Punkten einer Höhengleiche ist
der wahre Zenitabstand des Gestirns gleich ihrem sphärischen Radius.
Das Azimut des Gestirns in einem bestimmten Punkte einer Höhengleiche
ist der Winkel, den der von dem Punkte aus nach ihrer Mitte gezogene
Radius mit dem von ihm ausgehenden nördlichen oder südlichen Meridian-
bogen bildet.