Full text: Zur Frage der Erziehung des künstlerischen Nachwuchses

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Zersplitterung hofft man durch die Zusammenlegung der Schulen 
zu steuern. 
Wer sich eingehend mit künstlerischen Erziehungsfragen be- 
schäftigt hat, wird finden, daß sich aus der Zusammengehörig- 
keit aller Künste nichtohne weiteresauch die gemeinsame Erziehung 
aller Künstler ergibt. Und zwar deshalb nicht, weil die Art und Weise 
des Arbeitens des Malersund Bildhauers so ganz verschieden ist von 
der des Architekten und technischen Gestalters. Die Malerei und 
Bildhauerei schafft im ganzen voraussetzungslos, d.h. frei von 
Rücksichten auf Nützlichkeit, Gebrauch, Zweckmäßigkeit, Kon- 
struktion und Wirtschaftlichkeit. Die Ueberführung eines künst- 
lerischen Gedankens in ein Gemälde oder eine Plastik wird 
nicht gehemmt durch Zweckrücksichten, wie sie bei jedem 
Architekturwerk und bei jedem Werk des Kunstgewerbes zwingend 
sind. Es genügt also, daß die Erziehung des Malers und 
Bildhauers ohne weiteres auf die Darstellung der Idee losgeht. 
Das eigentliche Technische in der Erziehung zu diesen Berufen 
spielt sich dadurch ab, daß der Maler ordentlich malen und 
der Bildhauer den ihm gerade vorliegenden Werkstoff ordent- 
lich bearbeiten lernt. 
Ganz anders liegt der Fall beim Bau- und Gewerbe- 
künstler. Hier handelt es sich fast ausschließlich darum, für 
ein auftretendes Bedürfnis und für eine bestimmte Zweck- 
erfüllung die künstlerische Form zu finden. Die Gebrauchs- 
fähigkeit des Werkes ist stets die erste Bedingung. Zur Ge- 
brauchsfähigkeit gehört aber vor allem die Wirtschaftlichkeit, 
zur Wirtschaftlichkeit die bestgeeignete Konstruktion und die 
größtmögliche Zweckmäßigkeit. Diese allerwichtigsten Forde- 
rungen, denen die Arbeit des Nutzkünstlers unterliegt, bilden 
die unverrückbare Grundlage für seine Erziehung. Die Aus- 
bildung muß geradezu von diesen Grundlagen ausgehen, und 
es hieße das Pferd am Schwanze aufzäumen, wenn diese 
Wirklichkeiten zugunsten des sogenannten Künstlerischen in
	        
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