Full text: Zur Frage der Erziehung des künstlerischen Nachwuchses

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VI. DIE BAUGEWERKSCHULE 
Di Baugewerkschule in der heutigen Fassung ist wohl die 
beste Elementarausbildung des Baubeflissenen, die es zur 
Zeit gibt. Für die Aufnahme wird die Erledigung einer gewissen 
handwerklichen Praxis zur Bedingung gemacht, Allerdingswirdvon 
Verbänden vielfach die Ablegung der Gesellenprüfung gefordert. 
Obgleich auf den preußischen Baugewerkschulen nur eine ein- 
jährige praktische Tätigkeit auf dem Bau vorausgesetzt wird, 
zeigt doch die Statistik, daß die große Mehrzahl der Baugewerk- 
schüler eine drei- bis vierjährige Lehrzeit mit abgelegter Gesellen- 
prüfung hinter sich hat. Es wäre daher an und für sich nur noch 
ein kleiner Schritt, eine vollständige Lehrzeit vorzuschreiben. 
Aber ein nicht unbedeutender Bruchteil der Baugewerkschüler 
bringt eine höhere Schulbildung mit; von diesen Schülern kann 
ein so weitgehendes Opfer an Zeit nicht vorausgesetzt werden, 
wie es die Ablegung einer vollständigen Lehrzeit bedeutet. Der 
Unterricht auf der Baugewerkschule hat gegenüber der Technischen 
Hochschule den Vorzug, daß Elementarfächer in einem streng 
schulmäßigen Unterricht gelehrt werden, daß Lehrplan und 
Stundenzahl verpflichtend sind und daß infolgedessen fleißig 
gearbeitet wird. Der Unterricht ist im Gegensatz zu früher, wo 
die sogenannte Formenlehre eine gewisse Rolle spielte und der 
Ausbildung zum Teil eine falsche Richtung gab, heute im großen 
und ganzen rein technisch und konstruktiv gestaltet. In Anbetracht 
des Umstandes jedoch, daß das spätere Berufsleben des Bau- 
gewerkschülers auch selbständiges Bauen in weitem Umfang 
mit sich bringt, ist von vornherein auf die formale Gestaltung 
der einfachsten Bauwerke Gewicht gelegt. Schon vom ersten 
Schuljahr an wird das kleine Haus in den Mittelpunkt des 
gesamten zeichnerischen und konstruktiven Unterrichts gestellt. 
In den aufsteigenden Klassen werden dann größere Häuser 
behandelt. In keinem Falle jedoch greift der Unterricht in das
	        
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