Full text: Abraham Bossens geschickter und wohlerfahrner Bau-Meister, welcher vortheilhaffte Handgriffe anweiset: wie man Regel-mässige Zeichnungen machen, hiernach die Steine richtig hauen, und damit fest und zierlich bauen kan

Vorrede des Authoris. 
uͤr schoͤn oder nicht schoͤn zu halten / noch auch von der Proportion, 
ihrer Abmessung oder Invention einige Regeln geben hoͤren. 
Dieses habe ich ihn zwar wol hoͤren segen / daß dasjenige / was 
dem Aug ein Genuͤgen leistet / in soferne es obgedachte Modell betrifft / 
seinen Grund in der Natur habe / und daß in diesem Stuck sowol / 
als in andern von dergleichen Art / die Exempel keine gute Richtschnur 
abgeben/ und er fuͤr besser hielte / wann man hieru durch ein⸗ ge⸗ 
naue Einsicht der Ursachen / als durch eine unvernuͤnfftige Nachah⸗ 
mung gelangen koͤnnte; ob es gleich scheine / daß die Gewohnheit an 
vielen Orten solches bestaͤttiget / und in den Koͤpffen vieler Leute fuͤr 
richtig angenommen worden. 
Denn einige / wovon ich ihn fuͤrnmlich habe reden hoͤren / beste⸗ 
hen in kurtzen und unbetruͤglichen Mitteln / ein Werck kunstrichtig zu 
vollziehen / nachdeme man sich einmal vorgenommen / dieselbe zu ma⸗ 
chen / sie moͤgen gleich schoͤn oder schlecht seyne; oder/ kuͤrzer zu sa⸗ 
gen / in unfehlbaren Regeln der wuͤrklichen Ausuͤbung etlicher Kuͤn— 
ste / ohne von der Erfindung etwas zu gedenken / welche er dem Nach⸗ 
sinnen des Werckmeisters uͤberlaͤsset. Bey welcher Gelegenheit dann 
wol zu bemerken stehet / daß ein anders sey / solche Regeln erfin⸗ 
den; ein anders dieselbige erlernen / nachdeme sie schon erfunden 
sind; und ein anders / solche Regeln wissen ins Werg zu setzen. 
Es kan auch jemand solche Regeln erfunden haben/ auch in den⸗ 
selben die Werckleute unterrichten / wie sie dieselbige wol anwenden 
sollen / welche sie doch mit eigener Hand nicht wuͤste ins Werck zu se⸗ 
zen. Ein anderer kan solche Regeln ins Gedaͤchtnis bringen / und 
sich einen solchen lebendigen Begrif davon machen / daß er geschickt 
ist / solche auch andere zu lehren / und sie zu gluͤcklichen Werckmeistern 
zu machen / der jedannoch dieselbe fuͤr sich nicht haͤtte erfunden koͤnnen⸗ 
noch auch mit eigener Hand zu bewerckstelligen wuͤste. Wiederum ein 
anderer weiß dieselbe im Werck selbsten anzubringen / der sie nimmer 
mehr fuͤr sich wuͤrde haben erfinden koͤnnen. 
uUm die Regeln zu wuͤrklicher Ausuͤbung einer Kunst zu finden / 
wird nothwendig erfordert / daß man deroselben Grund uͤnd Ursa⸗ 
chen verstehe; es ist aber deßwegen nicht vonnoͤthen / daß er felber 
Hand anlege: Und um dieselbe leicht zu machen / muß ihme die Art 
und Beschaffenheit der Kunst / des Werks und des Zeuges oder 
der Materie bekannt seygyg. 
Solche
	        
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