ist sozusagen Augenmusik, Sie haben nicht vor,
die Natur nachzubilden, und so tut man ihnen
Unrecht, wenn man ihre Bilder an der Natur
mißt. Wo sie denn derlei jemals in der Natur
gesehen hätten, darf man sie so wenig fragen,
als man den Tonkünstler fragen wird, wann er
dieses Motiv in der Welt gehört habe. Er hat es
aus sich gehört, sie haben es in sich erblickt.
Ihm ist die geheime Kraft tönend geworden,
ihnen leuchtend. Beides bleibt für unseren
armen Menschenverstand gleich unbegreiflich,
doch ist das eine nicht geheimnisvoller als das
andere. Und wenn wir zuweilen zweifeln
müssen, ob denn der neueste Maler das, was
er malt, wirklich innerlich erblickt hat, so ist
es ja doch auch nicht immer völlig ausgemacht,
daß der Tonkünstler selbst gehört hat, was er
uns hören läßt. Doch pflegt dies mit der Zeit
ja dann aufzukommen, wenn auch kein Mensch
eigentlich zu sagen weiß, wie. So werden auch
die witzigen Betrüger, die bloß expressionistisch
tun, bald ertappt werden. Wer aber die Ge-
sichte wirklich hat, die er malt, dem wird auch
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