Full text: Expressionismus

dir höchst seltsam vorgekommen wäre.“ Das 
war mir nun ein rechter Trost, wenn ich auch 
freilich, im selben Atem noch, mich gleich 
wieder fragte: Ist denn das ein Trost? Ist es 
denn nicht der alternde Goethe vielleicht? Ist 
es nicht vielleicht ein Zeichen des Alters, das 
um seine Gedanken nur noch in Gleichnissen 
schweifend kreisen kann, statt sie mit scharfen 
Worten tapfer aufzuspießen? Aber nein! Ging 
es denn dem jungen Goethe besser? In einem 
Briefentwurf Kestnersan Hennings(vom 1 8.No- 
vember 1772; „Der junge Goethe“, Inselverlag, 
zweiter Band, Seite 314) heißt es: „Im Früh- 
jahr kam hier ein gewisser Goethe aus Frank- 
furt, seiner Handthierung nach Dr. Juris, 
23 Jahre alt, einziger Sohn eines sehr reichen 
Vaters, um sich hier — dies war seines Vaters 
Absicht — in Praxi umzusehen, der seinigen 
nach aber, den Homer, Pindar usw. zu stu- 
dieren, und was sein Genie, seine Denkungsart 
und sein Herz ihm weiter für Beschäftigungen 
eingeben würden.“ Und weiter: „Er hat sehr 
viel Talente, ist ein wahres Genie, und ein 
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