Allgemeine Gesichtspunkte für zweckmäßige Formgebungen und Stabanschlüsse. 109
der endgültigen Berechnung, die nach erfolgter konstruktiver Durcharbeit vorzu-
nehmen ist, eine genaue Berücksichtigung der Verluste durch Bohren, durch Ver-
satz, Verkämmen od. dgl. stattfindet; andernfalls ist ein zu großer Holzverbrauch
bzw. ein zu geringer Sicherheitsgrad zu befürchten.
Zugstäbe verlangen — namentlich bei dynamischen Einwirkungen — an den
Anschlußpunkten eine sorgfältigere Verbindung, als solche im gewöhnlichen Zimmer-
mannsbau üblich ist. Verbindungen dieser Art sollten stets im statischen Festig-
keitsnachweis des Ganzen mit Berücksichtigung finden. Empfehlenswert ist es in
jedem Falle, schon beim Entwurf die Möglichkeit eines späteren Nachspannens des
Zuggliedes in Erwägung zu ziehen; Rundeisen gemäß Abb. 214c sind in dieser Be-
ziehung besonders anzuraten. Gurtstöße sind immer so auszuführen, daß keine
Biegemomente auftreten, daß also Stabschwerlinie und Schwerlinie der Verbindungs-
laschen zusammenfallen!). Eine Bolzenverbindung allein erscheint im allgemeinen
nur dann zulässig, wenn die Bolzen reichlicher angeordnet werden, als statisch
eigentlich nötig ist.
Für Zugstäbe können einfache Verkämmungen und Verblattungen nur
dann in Frage kommen, wenn es sich um geringwertige Stabkräfte handelt.
Das gleiche gilt von schwalbenschwanzförmigen Anschlüssen mit Nagelung
gemäß Abb. 220c. Auch hier wird das Holz im Querschnitt sehr stark ge-
schwächt. Zufälligkeiten bezüglich der Beschaffenheit des Holzes, insbesondere
Astansätze an ungünstigster Stelle, können zu einer Überanstrengung des
Holzes führen. Man kann solchen Zufälligkeiten dadurch begegnen, daß man
entweder die zulässige Spannung herabsetzt oder mit etwa 10 bis 20 cm* Quer-
schnittszuschlag für Äste und Verwachsungen rechnet, in mehrgliedrigen
Stäben bei jedem Einzelprofil. In bezug auf Astigkeit des Holzes kann man
nach Maßgabe der Abb. 215 bei einteiligem Querschnitt mit höherer Sicher-
neit rechnen als bei mehrteiligem Querschnitt gleicher Holzbeschaffenheit?).
Die auf Zug beanspruchten Untergurte können gemäß Abb. 217, 386, 578
verschiedenartig . gestoßen werden?). Man kann bei Stützweiten bis zu 20 m
entweder einen Vollbalken in der Mitte.stumpf stoßen und überdeckt ihn zu
beiden Seiten mit zwei Zangen, oder man fertigt das Zugband aus zwei Zangen, welche zu beiden
Seiten der Binderfüße angeordnet werden, und stößt die Zangen in der Mitte durch ein Vollholz.
Größere Stützweiten machen zwei oder mehrere Zugbandstöße erforderlich. Man wechselt mit Voll-
holz und Zangen ab und benutzt dann durch Verlängerung:des Holzes über die Stoßpunkte hinaus
dasselbe gleichzeitig als Stoßdeckung. Man kann natürlich auch für das ganze Zugband Vollholz ver-
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Abb. 217. Zuggurtstöße. Verwendung von Hartholzdübeln (g) und Ringdübeln (h).
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wenden und die stumpfgestoßenen Hölzer durch Laschen überdecken; doch ist die Ausführung zumeist
teurer. Gute Dienste leisten neben den patentrechtlich geschützten Dübelarten einfache Hartholz-
oder Flacheisendübel. Die zur Verwendung gelangenden Bolzen haben nur den Zweck, den Stoß zu-
ı) Vgl. „Einsturz infolge mangelhafter Stoßverbindung‘‘, Holzbau 1920, S. 24.
») Vgl. Seitz: Grundlagen 1925, S. 56. ;
') Man vgl. auch Abb. 55 und 60 auf Seite 41 und 42.