Bahnhofshallen, Gleisüberdachungen, Güter- und Lokomotivschuppen. 261
Abb. 583 zeigt den Querschnitt eines solchen Dachwerkes und Abb. 585 die
Ansicht des im Bau befindlichen Hauses. Das Kehlgebälk wird allein von dem
Lamellenwerk getragen. Der freie Raum zwischen Dachhaut und Innenwand des
Raumes ist restlos für Wandschränke und Einbaumöbel benutzbar. Der Schub solcher
Wohnhausdächer wird praktisch gleich von der Dachbalkenlage aufgenommen, über
die sich das Dach wölbt.
Das in Abb. 583 dargestellte spitzbogige Zollbaudach!) kann dem Drempeldach
oder dem Mansarddach der gleichen Abbildung des größeren Raumgewinnes wegen
vorgezogen werden. Das gleiche gilt von dem in Abb. 584 dargestellten segment-
bogenförmigen Zollbaudach gegenüber dem sog. Berliner Dach der gleichen Abbildung.
Berking hat außerdem in der Bauwelt
(1924, Heft 8) durch genaue Kostenberech-
nung festgestellt, daß sich das Lamellen-
dach um etwa 37 vH billiger stellt als das
in Abb. 584 dargestellte Berliner Dach.
Nicht zu vergessen ist auch der Umstand,
Jaß die gesamte Dachlast unmittelbar auf
die Außenwände übertragen wird, eine
Sonderbelastung der Balken des Dach-
geschosses also nicht stattfindet. Die Ein-
deckung kann je nach Wunsch mit Ziegeln
auf Lattung oder Pappe, mit Ruberoild
und ähnlichen Stoffen sowie Schiefer auf
Schalung erfolgen. Es ist auch möglich,
den unteren, steileren Dachteil bis zur Höhe
eines etwa anzuordnenden Simagesimses
mit Ziegeln auf Lattung zu decken, wäh-
rend der obere flache Teil mit Pappdeckung
auf Schalung versehen wird.
Abb. 587 veranschaulicht die Auf-
stockung eines Hauses in Wannsee zur Ge-
winnung zweier neuer Geschosse und Abb. 585 die Fertigstellung des Lamellenwerkes.
Gerade für Aufstockungen bietet das Lamellendach wegen seines geringen KEigen-
yewichtes einen guten Abschluß des nutzbaren Dachgeschosses.
Die Beleuchtung des Dachraumes erfolgt beim KEinzelhaus zweckmäßig vom
Giebel aus; bei längeren Dächern sieht man galerieartige Dachausbauten vor.
Abschließend sei bemerkt, daß sich auch das auf S. 8 erwähnte Tekton zu Verschalungen von
Dachgeschoßräumen eignet. Jedenfalls ist es wesentlich elastischer als Gipsdielenverschalung. Zunächst
wird über das Holzwerk eine ungesandete Dachpappe gezogen, dann die Tektonplatte‘ aufgenagelt
und diese mit einem Kellenwurf von Zementmörtel versehen, aber nur so dick, daß die Poren der Platten
geschlossen werden. Hierauf kommt der Feinputz.
Vorteilhaft ist außerdem das auf $. 156 besprochene Torfoleum.
e) Bahnhofshallen, Gleisüberdachungen, Güter- und Lokomotivschuppen.
An anderer Stelle (S. 5, 9) ist bereits darauf hingewiesen worden, daß für solche
Bauten, die der Einwirkung von Rauchgasen ausgesetzt sind, das Holz als Baustoff
geeigneter erscheint als das Eisen und auch — in gewisser Beziehung wenigstens —
als der Eisenbeton. Es kommt noch ein anderer Punkt hinzu, der bei allen Anlagen,
die dem Eisenbahnbetriebe dienen, das Holz in ein günstigeres Licht stellt. Anlagen
1) Einzelheiten dieses Dachwerkes bietet Abb. 181 auf S. 92. Für das Dachprofil werden gewöhn-
ich Radien von 8 bis 11m genommen.