Full text: Freitragende Holzbauten

Die geschichtliche Entwicklung des freitragenden Holzbaues. 25 
den Belastungen, bei Wind usw., beruhen auf der geringen Biegungsfestigkeit des 
Bogenquerschnittes, und Emy versuchte, ohne jedoch theoretisch diesen Grund mit 
der nötigen Klarheit zu erkennen, seinem Bogen mehr Festigkeit zu geben. Die beiden 
Entwürfe in Abb. 41 zeigen solche Versuche, indem bei dem linken der Bogen auf 
jeder Seite etwa im untersten Viertel in zwei Teile zerlegt, der innere Teil als Korb- 
oogen ziemlich steil heruntergeführt ist, der äußere den Bogen im Scheitel verlängert 
ınd beide durch ein Netzwerk von Streben und Riegeln miteinander verbunden sind. 
Auf diese Art ist ein breiter, fester Fuß gebildet, durch den neben einer gewissen 
Einspannung des Bogens in seinem unteren Teile auch erhebliche Steifigkeit und 
\bb. 40. Bau einer Hellinghalle. in Rochefort (1821). 
Biegungsfestigkeit erreicht wird. Bei dem anderen Hallenentwurf sind die beiden 
Bogen auch noch über den Scheitel hinweg getrennt geführt, und es ist in den unteren 
Dritteln jedesmal noch ein dritter zwischengelegter Bogen eingeschaltet, der mit den 
beiden anderen durch Fachwerk verbunden ist. Abb. 42 zeigt eine ebenfalls nach 
demselben Grundsatze gebaute Bogenbrücke!). Es sind mehrere Emysche Bogen 
übereinander angeordnet, über denen, mit Klappfosten verbunden, die eigentliche 
Brückenbahn liegt. Derartige Brückenwerke sind von vielen damaligen Konstruk- 
‚euren in größerer Zahl ausgeführt worden; teilweise haben sie nur sehr kurze Lebens- 
dauer besessen, was aber zumeist an mangelndem Wetterschutz des Holzwerkes 
ınd fehlerhafter Brückenbahn lag; andererseits sind sie bei genügend wettergeschützter 
Anordnung außerordentlich haltbar gewesen, und wir besitzen bekanntlich hölzerne 
Brücken von über 50 m Spannweite, die aus noch älterer Zeit stammen. 
') Aus Krafft - Thiollet: Traite& de l’art de la charpente. Paris 1840.
	        
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