Holzprüfungen und Probebelastungen fertiger Bauteile.
Der Feuchtigkeitsgehalt der Versuchsstücke wird zweckmäßig an den
ganzen Proben oder, wenn diese zu groß sind, an Scheiben aus der Nähe der Bruch-
stelle ermittelt. Das Trocknen erfolgt bei 95 bis 98° C, die wiederholten Wägungen
nach Abkühlung im Exsikkator.
Die Bestimmung des Raumgewichtes kann durch Ausmessen sauber
bearbeiteter Stücke oder mittels Eintauchverfahren erfolgen. Im Berlin-Dahlemer
Amt wird das erste Verfahren vorgezogen, zumal die fast zu allen Untersuchungen
nötigen Druckwürfel die Anfertigung besonderer Probekörper überflüssig machen.
Die Beziehung zwischen Raumgewicht und Feuchtigkeitsgehalt ist schon häufiger,
in neuerer Zeit in größerem Umfang in den Arbeiten von Janka untersucht; jedoch
fehlt es auch hier an einem allgemein gültigen Formelausdruck.
Bei der Untersuchung über das Schwind- und Quellvermögen kann auch
las Eintauchverfahren angewendet werden, das aber nur über die Raumänderung
Aufschluß gibt; besser ist es, nach den drei Hauptrichtungen des Stammes bearbeitete
prismatische Stücke beim Trocknen oder Wasserlagern zu wiegen und zu messen.
Lästig sind dabei die nicht immer zu vermeidenden Risse; jedoch kann man bei Wahl
zxleinerer Abmessungen diese Gefahr stark vermindern und durch feinere Meßverfahren
den Genauigkeitsgrad auf der erforderlichen Höhe halten. Andere Forscher bestimmen
an Platten, die Sektoren des Baumquerschnittes entsprechen, die Flächenschwindung
lurch Inhaltserhebungen eines aufgerissenen Dreiecks.
Die vorgenannten Untersuchungsarten!) werden in den Vorschriften für die
Prüfung einer Holzart als ausreichend erachtet. Besondere Ansprüche und Ver-
wendungszwecke können indessen noch andere Eigenschaften als wichtig erscheinen
lassen. So dürfte im Baugewerbe und im Flugzeugbau die Kenntnis der Knickfestig-
keit von Holz oft der Ergänzung durch Versuche bedürfen, über deren Ausführung
wohl nichts Besonderes hervorzuheben sein dürfte. Von bestimmendem Einfluß
ist natürlich die zufällige Lage der Astknoten.
Eine weitere, für technische Verwendung des Holzes wichtige Eigenschaft,
tür deren Erprobung noch keine allgemein anerkannten Normen bestehen, ist die
Härte.
Dem Internationalen Verband ist von Janka?) ein von ihm in Anlehnung an
Brinell ausgebildetes Kugeleindruckverfahren zur Aufnahme in die Prüfungs-
vorschriften vorgelegt worden. Eine Kugel von 5,642 mm Halbmesser, die zur Hälfte
zus einem ebenen Druckstück herausragt, wird bis zum Äquator in die gut behobelte
Hirnfläche eingedrückt und die dazu erforderliche Kraft an der Prüfmaschine ab-
zelesen. Diese Kraft in Kilogramm gibt unmittelbar die Härte in Kilogramm/Quadrat-
zentimeter an, da die Projektion der Druckfläche = 1 cm? ist. ;
Nach diesem Verfahren hat Janka eine überaus umfangreiche Untersuchung?)
an nicht weniger als 286 Holzarten durchgeführt und 1915 veröffentlicht. Diese
Arbeit ist noch in anderer Hinsicht für den Holzfachmann von bedeutendem Wert,
als außer der Härte an fast allen Holzarten die zur Beurteilung ihrer Güte wichtigen
Daten, wie Druckfestigkeit, Raumgewicht (trocken und lufttrocken) und Schwin-
Jlungsvermögen gleichzeitig ermittelt und in übersichtlicher Weise in ihrer Beziehung
zueinander dargestellt sind.
Faßt man die Ergebnisse aller von Janka ausgeführten Härteversuche zu-
sammen, so findet man die Härte H etwa ausgedrückt durch die Beziehung
H=2D — 500, wobei D die Druckfestigkeit bedeutet.
1) Über die Durchführung der Festigkeitsversuche s. Gewerbl. Materialkunde Bd. I, Die Hölzer,
S. 368ff; Stamer: Die üblichen Prüfungsmethoden.
2) Mitteilungen des Intern. Verbandes 1912: Janka: Härteprüfung des Holzes mittels Kugel-
druckverfahrens. Vgl. ferner Janka: Die Härte des Holzes. Wien 1906.
3) Die Härte der Hölzer von Dr. G. Janka, Wien 1915.