Full text: Freitragende Holzbauten

Vollwandige und fachwerkgegliederte Bogen- und Rahmenbinder. 85 
Einen Bogenbinder in Parabelform mit Zugband bringt Abb. 163. Die Gurt- 
abstände sind hier durch einfache Holzzwischenstücke festgelegt. Die Verbindung 
erfolgt durch Rohrdübel, kann aber natürlich auch durch Dübel anderer Art vor- 
zyenommen werden. 
Bauweise Hetzer. Die schon auf S. 80 besprochene Bauweise eignet sich 
natürlich auch für die Herstellung von Bogenformen; die Abb. 159 und 160 brachten 
eine große Zahl von Ausführungsbeispielen, Die Stärke der Holzlamellen beträgt 
2 bis 3 cm; der kleinste Krümmungshalbmesser ist etwa 2m. Die auf den Lager- 
flächen sorgfältig gehobelten Holzlamellen werden mit dem Klebstoff bestrichen, 
aufeinander gelegt und mittels Schraubenspindeln und Pressen in die vorgeschrie- 
bene Form gebogen. Abb. 164 zeigt den fertig abgebundenen Dachstuhl eines Garten- 
hauses in Schweinfurt. Weitere. Ausführungsbeispiele bieten u. a. die Abb. 375 
bis 380, 430 bis 434, 472 bis 478, 573, 597 bis 601, 620, 622. 
Bauweise Christoph & Unmack. Der in Abb. 165 dargestellte Querschnitt 
wurde früher vielfach verwendet. Die Bretter sind hier nicht zusammengeleimt, 
sondern durch Nagelschrauben b sowie durch Zugbolzen c oder durch umgelegte 
Eisenbänder zusammengehalten. Einen Vollwandbinder mit Hartholzgruppen- 
dübelung zeigt Abb. 382. 
Bauweisen Stephan?l. Auf S. 27 ist bereits berichtet worden, daß der 
Zimmermann und Architekt Stephan in Düsseldorf wohl der erste war, der am Ende 
des vergangenen Jahrhunderts dem freitragenden Holzbau bei uns erneut Geltung 
verschaffte. Stephan gewinnt die Biegungsfestigkeit seiner Bogenbinder (vgl. z. B. 
Abb. 46) dadurch, daß er aus dem einfachen. Bohlenbogen der Abb. 37 A einen ge- 
vogenen Gitterträger macht, dessen Ober- und Untergurt nunmehr jeder für sich als 
Bohlen- oder Bretterbogen ausgebildet wird. Die Profile der einzelnen Bretter bzw. 
Bohlen werden hierbei verhältnismäßig klein, so daß es für Stephan möglich wurde, 
an Stelle der flachliegenden Emyschen Bohlen seine Bretter wieder hochkant zu 
stellen und über die hohe Kante zu biegen. Dieses Hochkantstellen der Bretter 
wäre an sich, da die Gurte der Gitterbogen nur auf Zug oder Druck beansprucht 
werden, keine statische Notwendigkeit, bietet aber doch Vorteile hinsichtlich der 
Verbindung der Hölzer, des Anschlusses der Streben und der Verringerung der 
Stoßverluste bei dieser Bogenform. Die Bohlen werden in Längen von 6. bis 8m 
genommen, so daß also nur verhältnismäßig wenig Stöße vorkommen. 
Der Stephansche Bogenbinder hat in seiner Gestaltung im Laufe der Zeit ver- 
schiedentliche Wandlungen durchgemacht. In Abb. 46 sind die Bogengurte nur 
aus hochkant stehenden Bohlen gebildet; jeder Gurt ist in zwei Hälften gegliedert, 
zwischen die die Streben und verbindende, statisch mitwirkende Zwischenstücke 
eingefügt sind. Das Fachwerk zwischen den Bogengurten ist einfaches oder doppeltes 
Strebenfachwerk; zuweilen wurde auch Ständerfachwerk angewandt. ; 
Die in dem Binder auftretenden Biegungsspannungen erfordern einen sicheren 
und errechenbaren Anschluß der Streben an die Gurte. Nachdem zuerst Versuche 
gemacht waren, die Streben mit Schwalbenschwanz in die Füllbretter der Gurte 
einzulassen, stellte es sich bald heraus, daß diese Verbindung häufig infolge von 
ungenauer Arbeit des Zimmermannes und vor allem durch das Schwinden des Holzes 
ın der Querrichtung in ihrer Wirkung stark beeinträchtigt wurde. Stephan fand 
dann als Ersatz eine statisch sicher wirkende, von den Dehnungen und dem Schwinden 
des Holzes unabhängige und dabei einfache Dübelverbindung. Durch Einlegen eines 
aus Flacheisen oder Hartholz bestehenden Dübels nach Maßgabe der Abb. 166 sind 
1) Österr. Ste phansdach Ges. m. b. H., Wien XII 1, Bernbrunngasse 39, mit Tochtergesellschaften 
ın Prag, Warschau, Bielitz.
	        
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