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1. Luftfeuchtigkeit.
Die in Tabelle 264 und 26b zusammengestellten vieljährigen Monats- und
Jahresmittel der Luftfeuchtigkeit von 18 Stationen geben sowohl die Spannkraft
des Wasserdampfes in Millimeter Quecksilberhöhe (absolute Feuchtigkeit), wie das
Verhältniß derselben zu der der herrschenden Temperatur entsprechenden Maximal—
spannung in Prozenten der letzteren (relative Feuchtigkeit).
Der Dampfdruck schwankt im Jahresmittel auf unserem Gebiete, von den
höchsten Punkten abgesehen, zwischen 7ꝛ,,3 und 6 mm, den größten Werth
fast 71/2) findet man an den Küsten; landeinwärts nimmt er im Tieflande
langsam, bis etwas unter 7 mm ab, mit der Höhe aber sehr viel schneller, so—
daß er am Oberharz und am Kamme des Thüringerwaldes auf 6 mm zurück—
geht. Der jährliche Verlauf ist demjenigen der Temperatur parallel. Das
Maximum, im ganzen Tieflande rund 11, in größeren Höhen aber weniger als
10 mmm betragend, fällt auf den Juli, an den Küsten auch auf den August; das
Minimum, mit 41,2 min an den Küsten, 4 mmn im Binnenlande und 32 min
auf den Höhen, stellt sich allgemein im Januar ein. Die Jahresamplitude um—
aßt durchgängig etwa 7 mm, nur mit der Erhebung vermindert sie sich nennens—
werth auf 6 mmin und darunter.
Die relative Feuchtigkeit nimmt im Jahresmittel ebenfalls vom Meere nach
dem Kontinent, und zwar von 80 bis 85 auf 75 bis 80 Prozent, ab, mit der
Erhebung aber zu, sodaß sie in den größeren Höhen des Binnenlandes wieder
80 bis 85 und mehr beträgt. Die Jahreskurve ist wiederum eine einfache, jedoch
derjenigen der absoluten Feuchtigkeit fast entgegengesetzt. Das Maximum — mit
nahe an 90 Prozent — tritt vorwiegend im Dezember, nur an der Küste im
Januar, ein; das Minimum — mit 70 bis 75 Prozent im Binnenlande, mit
75 bis 80 Prozent im Gebirge und an der Küste — allgemein im Mai. Die
Jahresschwankung nimmt vom Binnenlande nach dem Meere hin ab, und zwar
von etwa 20 bis auf 10 Vrozent.
2. Bewölkung und Sonneuschein.
Wie viel Theile des Himmels mit Wolken bedeckt sind, wird bei jedem
Beobachtungstermin durch Schätzung ermittelt, indem man mit O völlig heiteren,
mit 10 ganz trüben Himmel und mit 1 bis 9 die entsprechenden Zwischenstufen
bezeichnet. Das Mittel aus allen Terminen giebt die mittlere Bewölkung für den
betreffenden Ort und Zeitraum. Vieljährige Mittelwerthe können somit sehr
wohl zu klimatischen Vergleichungen bezüglich des Himmelszustandes dienen. Es
ist dabei aber sehr große Vorsicht geboten, da diese Schätzung der Natur der Sache
aach von einer gewissen Willkür der Beobachter abhängt, von denen die einen
zur Ueberschätzung, die anderen zur Unterschätzung neigen. Große Gegensätze in
den Bewölkungsverhältnissen werden sich ohneweiters aus diesen Beobachtungen
finden lassen, bei geringeren Unterschieden derselben Klimaprovinz aber wird man
zweifelhaft sein, ob sie der Eigenart des Beobachters oder des Ortes zuzuschreiben
sind. Am ehesten aber wird man den aus den Beobachtungen sich ergebenden
Beziehungen der verschiedenen Zeiten des Jahres zu einander am selben Orte