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trauen dürfen, da diese bei der gleichbleibenden Eigenart des Beobachters nicht
gestört werden.
In diesem Sinne wird man die Tabelle 27 der vieljährigen Bewölkungs—
mittel betrachten müssen. Nach den Jahresmitteln in derselben ist die Bewölkung
sehr ungleichmäßig auf unserem Gebiete, sie schwankt fast sprungweise von 5,7
bis 7,7, sodaß im Durchschnitte etwa zwei Drittel des Himmels mit Wolken
bedeckt wären. Aus Uebereinstimmungen kann man jedoch schließen, daß die Be—
wölkung vom Binnenlande nach dem Meere etwa von 6 auf 6/2 und mehr,
sowie mit der Erhebung auf 7 und mehr zunimmt.
Am trübsten ist überall der Dezember, vielfach mit einer mittleren Bewölkung
von mehr als 8. Zum Frühjahr hin geht die Bewölkung zurück bis auf 5 oder
noch weniger und erreicht im Mai, stellenweise auch schon im April, ihren
niedrigsten Werth. Hierauf erfolgt geringe Zunahme, sodaß im Juli, im Süden
vielfach schon im Juni, ein zweites, allerdings sehr viel schwächeres, Maximum
eintritt. August und besonders September sind wieder viel heiterer und dem
Mai in Bezug auf das Bewölkungsmittel fast gleichwerthig. Mit dem Oktober
aber stellt sich eine äußerst rasche Trübung ein, sodaß dieser Monat die unfreundliche
Zeit des Jahres einleitet, die dann im Dezember ihren Höhepunkt erreicht. Der
zährliche Gang ist im Binnenlande stärker ausgesprochen, als nahe dem Meere.
Mit der größeren oder geringeren Himmelsbedeckung steht in nahem Zu⸗
sammenhange die Dauer des Sonnenscheins. Da man die letztere durch be⸗
sondere, selbstaufzeichnende Instrumente messen kann, so ließe sich hieraus auch
ein Maßstab für die Größe der Bewölkung schaffen. Man wird im Großen
und Ganzen ein umgekehrtes Abbild erhalten. Aber gegen die Ableitung zahlen—
mäßiger Verhältnisse spricht vor Allem der Umstand, daß sich das eine Element
nur auf den hellen Tag, das andere auch auf die Nacht bezieht. Da die obigen
Mittelwerthe auf dreimal täglichen (62, 20, 10 bezw. 72, 20, 9) Beob—
achtungen beruhen, also auch der Bewölkung in der Dunkelheit Rechnung tragen,
so wird ihr Verlauf nur bis zu einem gewissen Grade demjenigen der Somnen—
scheindauer entgegengesetzt sein. Aber die letztere ist auch an und für sich ein für
die Praxis belangreiches klimatisches Element und sind daher die Ergebnisse der
bisherigen, freilich noch recht kurzen Beobachtungen von 7 Stationen in oder nahe
unserem Gebiete in Tabelle 28 mitgetheilt. Hiernach hat man im Durchschnitt pro
Tag 4 bis 5 Stunden Sonnenschein zu erwarten. Die erstere Grenze gehört
höheren Gebirgslagen, die letztere der Ebene zu, während die Thäler durch
Berge und Nebel Verlust an Sonnenschein erleiden und gegen die Ebene etwas
zurückstehen.
Absolut genommen, bringt am meisten Sonnenschein, 7 bis 8 Stunden pro
Tag, auf dem Lande der Juni, auf dem Meere der Mai; umgekehrt genießt man
am wenigsten das Himmelslicht, nämlich durchschnittlich nur 1 bis 13/2 Stunden,
im Dezember. Mai bis August sind als die sonnige, November bis Februar
als die finstere Zeit des Jahres anzusehen, während März, April sowie September
und Oktober dem Uebergang angehören. Dies hängt naturgemäß auch mit der
Länge des astronomischen Sonnentages zusammen und giebt über die gleich—
zeitigen Bewölkungsverhältnisse unmittelbar keine Auskunft. Will man hierüber