Full text: Stromgebiete und Gewässer (Band 1)

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Mitteltemperatur verhält sich Küstenland und Binnenland etwas verschieden: 
während in Großbreitenbach den Winter und Frühling hindurch von Nordosten 
her die größte Kälte kommt und im Sommer und Herbhst die nördliche Luft— 
strömung am kühlsten ist, hat es Elsfleth im Winter bei Ostwind am kältesten, 
im Frühling und Herbst bei Nordost-Wind, im Sommer aber ist der Nordwest— 
Wind am kühlsten. Auch diese Unterschiede sind auf die Meeresnähe von Els— 
fleth bezw. auf die kontinentale Lage von Großbreitenbach zurückzuführen. 
Wichtiger für das vorliegende Werk sind die Regenwindrosen. Denen 
von Elsfleth kann allgemeinere Bedeutung zugewiesen werden, da bei der nach 
allen Seiten gleichmäßigen Lage örtliche Störungen nicht anzunehmen sind, bei 
Kassel aber muß die Thalrichtung und der im Westen vorgelagerte Habichtswald, 
bei Inselsberg die Zugrichtung des Thüringerwaldes etwas beeinflussend wirken. 
Bei allen drei Punkten erweist sich indessen übereinstimmend der Südwest-Qua— 
drant als der weitaus niederschlagsreichste, da er fast drei Viertel der ganzen 
Niederschlagsmenge bringt. Von den Richtungen dieses Quadranten ist bei Els— 
fleth die westliche, bei Inselsberg die südwestliche, bei Kassel die südliche die 
nasseste. Sonst spielen für den Niederschlag nur noch die nordwestliche und im 
Binnenlande auch die nördliche Luftströmung eine Rolle. 
Am wenigsten Niederschlag erhält Elsfleth bei Nord-Winden, Kassel bei 
Ost-Winden, Inselsberg bei Südost-Winden; auf diese scheinbare Drehung wirken 
sicherlich bei letzteren beiden die umliegenden Bergzüge mitbestimmend. 
Im Laufe des Jahres zeigt die Regenvertheilung nach den Windrichtungen 
keine wesentlichen Verschiebungen. Die für den Jahresdurchschnitt angegebenen 
feuchtesten und trockensten Winde von Kassel und Inselsberg behalten ihre Stellung 
in allen Jahreszeiten, nur bei Elsfleth tritt im Sommer und Herbst der Süd— 
west-Wind statt des West-Windes an die erste Stelle. Im Einzelnen freilich lassen 
sich wohl noch kleine Aenderungen erkennen, aber es bleibt fraglich, ob dieselben 
dem Sinne und der Größe nach bei Bearbeitung längerer Zeiträume noch be— 
stehen bleiben werden. 
Die allgemeinen Ergebnisse aus den Windrosen, die im Durchschnitt Gültigkeit 
haben, waren von vornherein zu erwarten gewesen. Südwestliche Winde, die von 
den warmen Wassermassen des Atlantischen Ozeans kommen, werden eben natur—⸗ 
gemäß gewöhnlich warme, feuchte Luft mitführen, die unter Umständen zu starker 
Kondensation gezwungen wird; und östliche Winde aus dem im Sommer von 
der Sonne durchglühten und im Winter durch Ausstrahlung stark erkalteten 
Kontinent bringen eben Trockenheit, im Sommer Hitze, im Winter Kälte mit. 
Nicht von vornherein verständlich aber ist es, warum dieselben Winde auch 
anderen, entgegengesetzten Witterungscharakter zeigen können, und ferner, woher 
denn überhaupt die eigenthümliche Windvertheilung kommt, der unser Gebiet ein 
so gemäßigtes Klima zu verdanken hat. Den Schlüssel zur Erklärung geben 
uns die Luftdruckverhältnisse, deren Eigenthümlichkeiten freilich selbst noch vielfach 
der Begründung harren. 
Aus dem Satze, daß der Wind von den Stellen höheren Luftdrucks nach 
dem niederen Luftdruck hin mit einer Abweichung nach rechts auf der nördlichen 
Halbkugel weht, und daß er also die Linien gleichen Luftdrucks, die Isobaren,
	        
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