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Ausgäugen. Als Ablagerungen der Jetztzeit kommen in Frage: die Sedimente
der Flüsfse, der Torf der Moore und der Sand der Dünen. Alle drei nehmen
im Weser- und Emsflachlande verhältnißmäßig großen Raum ein.
Bevor zur Betrachtung der einzelnen Landschaften übergegangen wird, sei
noch hingewiesen auf eine gewisse Regelmäßigkeit in den Formen der Oberfläche.
Die Längserstreckung der Gebirge, die Lage der Thäler, die Richtung der Fluß⸗
läufe als orographische Momente, das Streichen der Schichten und der Verlauf
von Spalten und Verwerfungen als geologische Momente sind nach Haupt⸗
richtungen angeordnet, die in engster Beziehung stehen zu den Ursachen der
Gebirgsbildung. — Die eine dieser Hauptrichtungen geht von Südosten nach
Nordwesten, eine andere von Süden nach Norden. Die erstere wird nach der
Längserstreckung des Harzes das herzynische Streichen, die andere nach der
Richtung des oberen Rheinthals zwischen Wasgenwald und Schwarzwald das
cheinische Streichen genannt. Das niederländische Streichen von Südwesten nach
Nordosten tritt im Weser- und Emsgebiet etwas weniger in Erscheinung. Bei
einem Blicke auf die unserem Werke beigegebene Höhenschichtenkarte (Kartenbeilagen
Bl. 4 sieht man beispielsweise den Thüringerwald, den Harz, den Teuto—
„urgerwald, das Weser- und Wiehengebirge dem herzynischen Streichen folgen, dem
cheinischen dagegen die Landschaften des hessischen Berg- und Hügellandes und
große Strecken der Thäler von Fulda, Weser und Leine. Das niederländische
Streichen tritt dagegen orographisch nur an der westlichen Wasserscheide deutlicher
in Erscheinung. Ja, man sieht auch im Flachland dieselben Richtungen vorwalten,
obgleich man sie hier nicht auf dieselben Ursachen zurückführen kann. Die Lüne⸗
burger Heide, der Flußlauf der Aller, derjenige der Weser von der Aller- bis
zur Huntemündung folgen der herzynischen Richtung. Andere Strecken des
Weserlaufes, von der Porta bis zur Allermündung, von der Huntemündung bis
zum Meere, ferner größere Strecken der Hunte und Ems folgen dem rheinischen
Streichen.
2. Unterlagen.
Als Unterlage für das vorliegende Kapitel, sowie für die zugehörigen
Kartenblätter 1, 4 und s5 ist eine reichhaltige Litteratur vorhanden. Für die
Höhenschichtenkarte und die orographische Uebersichtskarte sind zu Grunde gelegt:
die Karte des Deutschen Reiches 1: 100000, die Meßtischblätter der preußischen
Landesaufnahme, die Meßtischblätter der Niveaukarte vom ehemaligen Kurfürsten⸗
thum Hessen und die Topographische Karte der Provinz Hannover von Papen.
Bei der geologischen Karte wurde das Gewässernetz der topographischen
Karte benutzt und in dieses die Formationen eingetragen nach der Carte géolo-
gique internationale de l'Purope, Blatt 24, des gleichen Maßstabes. Da
das Gewässernetz entsprechend den Anforderungen der anderen Karten eingehender
dargestellt ist als dasjenige der Carte géologique, so wurde es erforderlich und
ermöglicht, auch den die Flüsse begleitenden Alluvionen genauere Darstellung zu
vidmen. Das Diluvium im Gebiraslande, insbesondere die mächtigen Lehmmassen