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gemeinen dasselbe Bild wie das Kambrium im südöstlichen Abschnitte, mit dem sie
stellenweise direkt zusammenhängen; stellenweise aber sind sie durch Kontakt mit
Granit umgewandelt, sodaß sie ein gneißartiges Aussehen erhalten; mehrfach
finden sich Lager von Magneteisen, Rotheisenstein und Schwefelkies in denselben,
welche in der Nähe von Schmiedefeld ausgebeutet werden. Die auf das Kam—
brium folgenden Formationen, das Silur, Devon und Karbon, welche sich im süd—
östlichen Abschnitt reichlich finden, treten im nordöstlichen nicht auf. Dagegen
nehmen Ablagerungen der Permischen Formation oder der Dyas breiteren Raum
ein. Bevor jedoch zu der Besprechung dieser Formation übergegangen wird,
dürfte es zweckmäßig sein, einen Blick zu werfen auf die krystallinischen Gesteine
jener älteren Formation, den Granit, der einen wesentlichen Antheil an dem
Aufbau des Thüringerwaldes nimmt.
Da der Granit in der Lage war, kambrische Schichten umzuwandeln, so ist
die Zeit, in welcher er dem Innern der Erde entstieg, auf nachkambrische Zeiten
zu verlegen. Es treten zwei getrennte Landschaften auf, die Ruhla-Brotteroder
ind die von Zella⸗St. Blasii, an welche sich sodann diejenigen von Schmiedefeld und
Stützerbach anschließen. — Die Ruhla-Brotteroder Landschaft ist wieder leicht
einer Dreitheilung zu unterwerfen. Zunächst zieht sich von Thal am Nordfuß des
Thüringerwaldes Granit quer über das Gebirge bis nach Schweina; zwischen
Ruhla und Steinbach verbreitert er sich außerordentlich, und eine Menge Erzgänge
setzen hindurch; hier befindet sich das Quellgebiet des Erbstrombachs oder Ruhlaer
Wassers, das nach Norden geht, und einer Anzahl Nebenbäche der Schweina. Die
mittlere Granitlandschaft liegt zwischen Brotterode und Herges; in ihr zieht sich das
Trusethal hinauf. Diese ist weit weniger groß und mannigfach zerrissen; zahl—⸗
reich sind hier Gänge des Quarzporphyrs, welche den Granit durchsetzen und bei
ihrer größeren Widerstandsfähigkeit gegen die Verwitterung zu Klippenbildung
Anlaß geben, wie im Trusethal, wo man“) auf einer nicht 2 Km langen Ent—⸗
fernung von Herges an aufwärts uicht weniger als 18 Eruptiogesteingänge
trifft, die durchschnittlich 10 m mächtig sind und dem Thal ein eigenartiges
Aussehen verleihen. Zum Dritten zieht sich der Granit von einem Punkte östlich
des Gr. Inselsberges unmittelbar nach Süden auf Floh zu; seine Grenzen
werden streckenweise durch die Thäler der Schmalkalde und ihrer Zuflüsse be⸗
zeichnet. Im Allgemeinen zeigt die Ruhla-Brotteroder Landschaft einen Granit
von schwarz-weißer Färbung, der verhältnißmäßig leicht verwittert, sodaß auch
die Thalbildung leicht fortschreitet und zu Kesselbildung Veranlassung gegeben
ist. — Die Granitlandschaft von Zella unterliegt einer Viertheilung. Zunächst
bedeckt Granit die Gegend zwischen Mehlis, Suhl und Goldlauter, aus welcher
die Quellbäche der Hasel, der Lauterbach, Steinfelderbach u. s. w., sowie die
Lichtenau kommen; es ist eine abgerundete, zusammenhängende Landschaft. Sodann
folgt die wegen der Kontaktmetamorphosen schon erwähnte Landschaft von Schmiede⸗
feld, wo aber die Granitvorkommen weit weniger Zusammenhang zeigen; aus ihnen
kommt der Nahe- und Vesserbach. Die dritte Landschaft ist die der Burgberge
im Quellgebiete der Schleuse. Dagegen liegt die vierte, die von Stützerbach, außer⸗
halb des Wesergebiets. Die petrographische Zusammensetzung dieser einzelnen
*röscholdt „Der Thüringerwald und seine nächste Umgebung“. Stuttgart 1891.