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auffälliger Gegensatz zu Tage zwischen den fruchtbaren Marschen nebst den an—
grenzenden, oft durch Fleiß und Kunst ebenfalls zu großer Ergiebigkeit gebrachten
Fehnkolonien und zwischen den unfruchtbaren Hochmooren nebst den ärmlichen,
auf Brennkultur und Buchweizenbau begründeten kleinen Moorwirthschaften.
2. Die Wiesen.
Die Wiesenflächen nehmen im Weser- und Emsgebiete mit 11,00,0 der
Bodenfläche einen etwas größeren Raum ein, wie im Durchschnitt des preußi—
schen Staates (9,4 0,0). In der vordersten Reihe steht die Untere Weser mit
den Marschwiesen (16,2 0,0), etwas zurück bleibt die Untere Ems (12,2/0), da
hier die Weiden sehr viel Grünland in Anspruch nehmen. Im Berglande
liefern die Gebiete der Werra und Fulda mit 10 bis 13/0 einen größeren
Beitrag als die Obere Weser mit ihren Zuflüssen (rd. 7 /0).
In der Rhön bedecken die Wiesen einen großen Theil des Gebirges,
insbesondere den gut graswüchsigen Boden der Basalt- und Phonolithberge.
Auch im Thüringerwalde giebt es neben den wohlbewässerten, aber meist
schmalen Wiesengründen herrliche Bergwiesen, während die Muschelkalkböden,
besonders im Eichsfelde, sehr wiesenarm sind. Obgleich es an den Quellflüssen
der Weser in den Thalerweiterungen, z. B. im Schwalmgrunde und bei Kassel,
an Wiesen nicht fehlt, so reichen doch die Grünlandflächen in den meist schmalen
Thälern nicht aus und der Anbau von Futterpflanzen ist namentlich an der
mittleren Fulda und an der Eder sehr verbreitet. Die der Aller aus den engen
Harzthälern zufließenden Gewässer stehen in Bezug auf Wiesenreichthum zurück
gegen die Aller selbst, welche im Drömling und am Rande der Lüneburger Heide
breite Grünlandsniederungen durchfließt. Die Gebirgsbäche, aus denen sich Leine,
Innerste und Oker bilden, besitzen meist nur schmale Wiesenstreifen in den engen
Thalrinnen, jedoch finden sich im Oberharze, stellenweise auch gute Bergwiesen.
Dagegen ist das Leinethal oberhalb und unterhalb von Hannover reich an Wiesen,
ebenso die unmittelbaren Allerzuflüsse Erse und Fuhse, deren Wiesenthal gut
ausgebaut und bewässert ist. Im Mittel besitzen die Leine, Innerste und Oker
nur einen Wiesenantheil von 7 bis 80/0, während er bei der Aller auf 10,9/0
steigt. Hier ist der Kunstwiesenbau an den Gewässern der Lüneburger Heide
sehr verbreitet und schon seit langer Zeit in Blüthe. Bei der Hunte, an der
die großen Wiesenflächen in der Umgebung des Dümmersees und die aus—
gedehnten Kunstwiesen zwischen Wardenburg und Oldenburg und ein Theil der
Wesermarschen besonders in Betracht kommen, erreichen die Wiesen einen höheren
Antheilswerth (14,3 040) als bei der Mittleren Weser, an welcher namentlich die
großen Wiesenanlagen an der Großen Aue einen über das Mittel steigenden
Durchschnittswerth (12,7 040) bewirken. Die Untere Weser überragt mit 16,2 70
alle anderen Theilgebiete. Hier liegen am linken Ufer besonders die ausgedehnten
Anlagen der Syke-Bruchhauser Meliorationsgenossenschaft; weiter abwärts breiten
sich die Marschen des Stedingerlandes und von Butjadingen, Osterstade und Wührden
aus. Das sehr ausgedehnte Grünland der Marschen, namentlich der nicht hochwasser—
frei eingedeichten Theile, wird vielfach abwechselnd als Wiese und Weide benußzt.