Full text: Stromgebiete und Gewässer (Band 1)

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nisse im Regierungsbezirke Minden, zu dem der größte Theil der in West⸗ 
falen liegenden Gebietsfläche gehört: 
„Für die Meliorationen des hiesigen Verwaltungsbezirkes begann eine 
neue Aera mit der Theilung der großen Gemeindebesitze, den Separationen und 
der Befreiung der Grundbesitzer von den Naturalleistungen. Es konnte nunmehr 
Hand an die Kultur gelegt werden. Der verstorbene Oberpräsident v. Vincke, 
welcher mit allen Zuständen der Provinz genau vertraut war, hatte es sich zur 
Aufgabe gestellt, die wüsten Gegenden unseres Bezirkes in Kultur zu setzen. Es 
waren jedoch durch die Gesetzgebung noch viele Schwierigkeiten zu überwinden, 
welche sich bei Bildung von Ent- und Bewässerungsgenossenschaften entgegen⸗ 
stellten. Durch belehrende Anregungen, die nothwendige Ergänzung des Gesetzes 
über die Privatflüsse, Lieferung der Vorarbeiten zu größeren Meliorationsbauten 
auf Staatskosten unter Mitbetheiligung der Grundbesitzer, durch Bildung von 
Korporationen zu solchen Bauausführungen unter Leitung der Staatsregierung, 
geeignete Anleihen für die Ausführungen und deren Leitung von Staatsbau— 
beamten hat das Königliche Ministerium der landwirthschaftlichen Angelegenheiten 
in kurzer Zeit die Bahn zur Durchführung der Landesmeliorationen gebrochen, 
ohne die Staatsmittel wesentlich in Anspruch zu nehmen. In den Jahren 1848/50 
wurden dem Baurathe Wurffbain Aufträge ertheilt, für den diesseitigen Bezirk 
mehrere ausgedehnte Landesmeliorationsprojekte anzufertigen.“ 
Unter den im Berichte genannten 10 Meliorationsentwürfen, die aber nicht 
sämmtlich zur Ausführung gelangt sind, gehörten 5 zum Weser- und 3 zum Ems— 
gebiete. Erstere bezogen sich auf den Ausbau der Diemel, „wobei es auf die 
Urbarmachung einer früher sehr fruchtbaren, jetzt meist vom Wasser zerstörten 
und mit Steingeschiefer bedeckten Thalebene ankommt“, die Bewässerung der 
Diemelwiesen bei Westheim, den Ausbau der Werre oberhalb Neusalzwerk Rehme 
Oeynhausen), die Entwässerung der Bastauniederung oberhalb Minden und die 
Entsumpfung der Lübbecker Ebene am nördlichen Fuße des Wiehengebirges. Im 
Emsgehiete handelte es sich um die Entwässerung des Emsquellgebiets bei 
Hövelhof, den Ausbau der oberen Ems von Rietberg bis Wiedenbrück und Waren— 
dorf, sowie um die Entwässerung der Mastholter Niederung „in einer unter— 
brochenen Wasserscheide zwischen der oberen Ems und Lippe.“ Bis zum Jahre 
1867 waren für die Herstellung der geplanten Anlagen 3 Genossenschaften zu— 
standgekommen, nämlich 1854 für die Entwässerung im nördlichen Theile des 
Kreises Lübbecke, 1855 für die Entwässerung der Mastholter Niederung und für 
die Wiesenbewässorung bei Westheim. 
Da von der Gesammtfläche des Weser- und Emsgebiets 76,2 00 auf den 
preußischen Antheil entfallen, so liefern die vorstehenden Mittheilungen nach amt— 
lichen Quellen eine ausreichende Uebersicht über die verhältnißmäßig geringe 
Ausdehnung der Meliorationen um die Zeit von 1867. Auch in den außer— 
preußischen Staaten waren sie bis dahin nicht weiter vorgeschritten, und die 
damals schwebenden Pläne sind theilweise nicht verwirklicht worden, z. B. der 
Ausbau der Werra in Sachsen-Meiningen, für den auf Grund der 1864/66 be— 
wirkten Vorarbeiten ein Entwurf bearbeitet war. Die jetzige Entfaltung des 
Meliorationswesens ist daber in der Hauptsache ein Ergebniß der gemeinsamen
	        
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