Full text: Stromgebiete und Gewässer (Band 1)

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Arbeit der Staatsbehörden und Grundbesitzer während der letzten drei Jahr— 
zehnte. Auch in den von Alters her eingedeichten Marschen haben die Entwässe— 
rungsanlagen in dieser Zeit erhebliche Verbesserungen erfahren; insbesondere 
reichen die jetzt vorhandenen Dampfschöpfwerke nicht über die sechziger Jahre 
zurück. 
b) Entwicklung der Meliorationen seit den siebziger Jahren— 
Was in den letzten Jahrzehnten für die Förderung der Landeskultur durch 
landwirthschaftliche Wasserbauten geschehen ist, wird in den einzelnen Gebiets— 
beschreibungen näher nachgewiesen. Um die großen Fortschritte zu erkennen, 
braucht man die Einzeldarstellungen nur mit der vorstehenden Schilderung des Zu— 
standes in den sechziger Jahren zu vergleichen. Diese Fortschritte sind nicht ganz 
stetig verlaufen, und an Rückschlägen hat es nicht gefehlt, da auf dem im großen 
Ganzen neuen Gebiete erst Erfahrungen gesammelt werden mußten. Hierzu kam 
der Umstand, daß innerhalb der Entwicklungszeit erhebliche Verschiebungen der für 
die Zweckmäßigkeit einer Melioration maßgebenden Vorbedingungen und wesentliche 
Aenderungen im Kulturverfahren stattgefunden haben, die manche früher richtig 
geplante Unternehmungen späterhin nicht mehr wirthschaftlich werthvoll erscheinen 
ließen. Beispielsweise sei hier nur an die Verminderung der Einnahmen aus der 
Körnerwirthschaft durch den Wettbewerb des ausländischen Getreides und an die 
Einführung des künstlichen Düngers bei der Wiesenkultur erinnert. Hierauf näher 
einzugehen, würde den gebotenen Rahmen unseres Werkes weit überschreiten. 
Wie bei allen Wasserbauten, so spielt auch bei den Meliorationen das Unvorher— 
zusehende eine wichtige Rolle, und der Erfolg kann nicht allein entscheiden, ob 
ein Unternehmen gut entworfen war. 
Wir betrachten zunächst die Be- und Entwässerungsanlagen vornehmlich der 
Wiesen nebst den hiermit Hand in Hand gehenden Vorkehrungen gegen unzeitige 
Ueberschwemmungen und Angriffe des fließenden Wassers, getrennt nach Gebirgs— 
und Flachland, sodann die zur Entwässerung des Ackerlandes und zur Nutzbar— 
machung der Hochmoore getroffenen Maßnahmen. Auf die einzelnen Meliorationen 
wird nur beiläufig eingegangen, soweit dies zur Erläuterung der allgemeinen 
Bemerkungen durchaus nothwendig erscheint. 
Was die Wiesenmeliorationen, Ent- und Bewässerungen im Ge— 
birgslande anbelangt, so sei erwähnt, daß schon vor den auf S. 271 bezeichneten 
Bestrebungen der Arnsberger Regierung zur Verbesserung der Wiesenkultur in 
den zwanziger Jahren ein Versuch zur Einführung des Siegener Wiesenbaues an 
der oberen Diemel gemacht worden war. Die hier und im übrigen Gebirgslande 
an zahlreichen Bächen bereits früher vorhandenen wilden Berieselungen entsprachen 
meistens nicht den berechtigten Anforderungen an Zweckmäßigkeit und Sicherheit; 
namentlich gaben die mangelhaften Stauvorrichtungen häufig zu Uferabbrüchen 
und Verwilderungen Anlaß, und für Entwässerung wurde selten gesorgt. Vielfach 
bestehen solche nicht kunstmäßig von den Besitzern selbst hergestellten Bewässe— 
rungsanlagen auch jetzt noch an den Gebirgsbächen des Rheinisch-Westfälischen 
Schiefergebirges, des Hessischen Berg- und Hügellandes, des Thüringerwaldes, 
des Harzes und der zu den Ketten der Wesergebirge hinüber ziehenden Berg—
	        
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