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der Vorkoppelungen dazu über, weil die zerstreute Lage der Grundstücke und die
mangelhafte Vorfluth häufig die Ausführung planmäßiger Dränagen zu sehr er⸗
schwerte. Im Allergebiete weisen sie ihre größte Verbreitung jetzt im mittleren
Theile der zwischen Oker und Leine südwärts erstreckten Einbuchtung des Flach—
landes auf, die vorwiegend schweren, undurchlässigen Boden enthält, kommen
aber auch in der Lüneburger Heide bei leichterem Boden vor. Für die unteren
und mittleren Theile des Okergebiets und für das Leinegebiet gilt Aehnliches;
in letzterem sind kürzlich mehrere Dränagegenossenschaften innerhalb des zum Re—
gierungsbezirke Erfurt gehörigen Antheils des Eichsfeldes gebildet worden. Das
benachbarte Obere Wesergebiet zeigt gleichfalls die meisten Dränagen, abgesehen
von Rittergütern und Domänen, in den verkoppelten Feldmarken, die mit ein—
heitlich angelegten Netzen von Entwässeruugsgräben versehen sind. Einstweilen
fehlen sie aber in den Gebieten der kleineren Seitengewässer der Oberen Weser,
sowie der Diemel und der Quellflüsse, wo der Kleinbesitz vorherrscht, noch in
vielen Gemarkungen, deren Böden ihrer wohl bedürftig wären.
Erfreulichen Aufschwung haben diese wichtigen Meliorationen des Acker—
landes neuerdings auf den fruchtbaren, schwer durchlässigen Keuperböden der War—
burger Börde im Nethe-, Bever- und Diemelgebiete durch die mit Beihülfe aus
öffentlichen Mitteln gebildeten Dränagegenossenschaften genommen. Solche Ge—
nossenschaften bestehen auch in den übrigen Theilen des Diemelgebiets hier und
da, besonders im früher kurhessischen Antheile, von wo sie sich nach dem an—
grenzenden unteren Edergebiete auszudehnen beginnen. Größeren Umfang be—
sitzen die Dränageanlagen in den fruchtbaren Fluren des Schwalmgebiets, wäh—
rend in den ärmeren Gemarkungen mit theilweise sehr dränagebedürftigem Boden
die Mittellosigkeit der Bevölkerung ihrer Verbreitung vielfach hindernd im Wege
steht, auch wo durch die Anlage von Grabennetzen beim Zusammenlegungsver—
fahren die Vorbedingung dafür geschaffen ist. Theilweise aus demselben Grunde,
theilweise aber auch weil man bei gutem Gefälle im hügeligen Gelände mit den
Grabenzügen allein genügend entwässern zu können glaubt, sind die Dränagen
im übrigen Fulda- und Werragebiete noch vielfach im Rückstande. Genossen—
schaftliche Unternehmungen für ihre Ausführung haben sich hauptsächlich an der
oberen Haune und ihren Nebenbächen, ferner an der mittleren und an der unteren
Fulda gebildet.
Häufig wird behauptet, durch die bei den zahlreichen Verkoppelungen der
Feldmarken im Regierungsbezirke Kassel ausgeführten Entwässerungsanlagen (Be—
gradigung und Räumung von Bächen, Anlage neuer Grabennetze) sei der Ab—
fluß des Tagewassers bedeutend beschleunigt worden. Der Gegeneinwand, daß
die gleichzeitig hergestellten Dränagen dem Boden eine weit größere Aufnahme—
fähigkeit für Sickerwasser verliehen und die auf S. 277 erwähnte Verbauung
von Wasserrissen eine Zurückhaltung der Geschiebe und des Wassers verursacht
hätten, findet schwer Glauben, da die Gesammtfläche der dränierten Ländereien
noch gering ist, jene Verbauungen aber nur örtliche Bedeutung besitzen. Für den
beschleunigten Abfluß erweist sich als nachtheilig, daß die meisten Mühlenstau—
werke in den unteren gefällärmeren Bachstrecken keine Grundschleusen haben und
daß ihre Fachbäume für die Hochwasserabführung oft zu hoch liegen. Bei außer—