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gewöhnlich starken Regengüssen treten daher an vielen Stellen Ueberschwemmun—
gen ein, die erhebliche Verluste an der Heu- und Grummeternte verursachen,
zumal die vielfach verschotterten und verkrauteten Betten der kleinen Bäche ohne—
hin dem Hochwasser keine genügende Vorfluth gewähren. Aus dem Vergleiche
des Verlaufs der älteren und neueren Hochfluthen läßt sich freilich nicht feststellen,
ob eine Beschleunigung des Zusammenfließens der Tagewassermassen erfolgt ist,
da bei den großen Hochwassererscheinungen in den vierziger Jahren die Fluth—
wellen ebenso rasch wie neuerdings zu gleicher und noch größerer Höhe ange—
wachsen sind.
Die meist wenig durchlässigen Böden des Werregebiets im Lippischen Hügel—
lande und Ravensberger Höhenlande bedürfen vielfach der Dränagen, die auf
den geschlossenen Besitzungen und in den verkoppelten Gemarkungen große Ver—
breitung gefunden haben, desgleichen auf der nördlichen Seite des Wiehengebirges
in der Ackerlandzone der Minden— Diepholzer Ebene. In ihrer Wald- und
Heidezone kommt besonders die Melioration des Mindener Waldes in Betracht,
eines zwischen Oesper und Wickriede ausgebreiteten Landstrichs, der bis zum dreißig—
jährigen Kriege mit Buchen- und Eichenforsten bedeckt war, seitdem aber bis in
die vierziger Jahre verödetes Heideland mit dürftigen Waldresten bildete. Bei
der Auftheilung dieses Geländes wurde der auf den Forstfiskus entfallene An—
cheil erfolgreich aufgeforstet, wogegen die Urbarmachung der übrigen Flächen erst
gelungen ist, nachdem man mit sorgfältiger Entwässerung, Dränage und Spaten—
rajolung des Heidebodens vorzugehen begonnen hat. Diese naturgemäß langsam
fortschreitende Umwandlung der Heide in Ackerland oder Wald, nebenbei auch
Wiese, schreitet unter reichlicher Verwendung von Kunstdünger von Jahr zu Jahr
vorwärts und dehnt sich auf die ähnlich gearteten Ländereien der benachbarten
Gebietstheile aus. Wo die Undurchlässigkeit des Untergrundes nicht durch Graben—
oder Röhrenentwässerung gemildert werden kann, sondern durch Rasenerz⸗ oder
Ortsteinschichten verursacht ist, hat man neuerdings mit gutem Erfolge den Dampf—
pflug zur Durchbrechung dieser Schichten benutzt.
In derselben Weise werden allmählich die Heideflächen der Senne im Ge—
biete der Oberen Ems in Kulturland umgewandelt. Soweit das Emsgebiet
schweren thonigen Boden besitzt, sind die Dränagen sehr verbreitet, aber meistens
aur in kleinem Maßstabe von den Einzelbesitzern ausgeführt; als Vorfluther oder
vielmehr als Sammelbecken dient vielfach der zwar geräumige, aber abflußlose
Graben der Wallhecke. Auf dem Geestlande des nördlichen Ems- und Weser—
gebiets ist selten ein Bedürfniß zur Dränage vorhanden, und in den Marschen
wird sie trotz des hohen Grundwasserstandes wenig angewandt, weil meistens die
erforderliche Vorfluth nicht zu beschaffen ist.
Von großer Bedeutung erscheint im nördlichen Emsgebiete und an mehreren
Stellen des nördlichen Wesergebiets die Urbarmachung der Hochmoore.
Ehemals dienten die linksemsischen Hochmoore nur am Rande zur Torfgewinnung,
bis im 17. und 18. Jahrhundert die Besiedelung mit Moorkolonien begann, deren
Bewohner das Moor durch Brennkultur zum Buchweizenbaue ausnutzten. Da jede
Mißernte schlimme Folgen nach sich zog, begann allmählich ein Rückgang dieser
Kolonien. und nach dem 1867 eingetretenen Nothstande wurde der Bau von