— 65
Zum Schlusse möge hervorgehoben werden, daß sich alle diese Zahlen und
Erörterungen auf freigelegenes Erdreich beziehen. In Waldungen werden die
Bodentemperaturen im Sommer kühler, im Winter wärmer und dementsprechend
ihre Jahresschwankungen noch geringer sein wie im Ackerboden, auch wird der
Frost nicht so tief in die Erde eindringen können, wie im freien Felde.
III. Niederschlag.
J. Allgemeine Bemerkungen über Entstehung und Vertheiluung der Niederschläge
im Ems-Wesergebiete.
Die Luft vermag nur eine gewisse von der Temperatur abhängige Menge
Wasser in gasförmigem Zustande zu enthalten. Ueberschreitet der Feuchtigkeits⸗
gehalt die entsprechende Grenze oder sinkt die Temperatur unter den bei der vor—
handenen Luftfeuchtigkeit zulässigen Betrag (Thaupunkt), so tritt Kondensation
ein, die sich als Nebel oder Wolke bemerkbar macht. Bei fortgesetzter oder
starker Kondensation bilden sich größere Tröpfchen bezw. unter Null Eiskrystalle,
die schließlich als Regen bezw. Schnee zur Erde fallen. Die Menge der
Feuchtigkeit, der Grad der Abkühlung und die Mächtigkeit der hiervon betroffenen
Luftschichten sind demnach bestimmend für die Höhe der herabgefallenen Nieder—
schläge. Die Abkühlung durch Ausstrahlung, welche Bodennebel, Thau und Reif
veranlaßt, bringt nur geringe Niederschlagsmengen hervor, da die Höhe der
davon beeinflußten Luftschicht gering ist. Auch die Abkühlung durch Mischung
oerschieden temperierter und feuchter Luftmassen veranlaßt nicht wesentliche Wasser⸗
ausscheidung. Dagegen ist die Temperaturerniedrigung im aufsfteigenden Luft—⸗
strome (siehe oben) die hauptsächlichste Ursache der Niederschlagsbildung, da sie
nicht nur am intensivsten ist, sondern sich auch auf große vertikale Erstreckung
ausdehnt. Hat die Luft von Hause aus großen Feuchtigkeitsgehalt, so wird
unter den genannten Einflüssen der Niederschlag eher und kräftiger auftreten,
ist sie aber ziemich trocken, dann später und schwächer oder auch gar nicht.
Im Hinblick hierauf erscheint es naturgemäß, daß in der Nähe des
die Luft feucht erhaltenden Meeres die Niederschläge reichlicher sind, als
landeinwärts, und daß sie zumal bei vorherrschenden Seewinden mit der
Entfernung vom Meere abnehmen, so lange nicht andere Faktoren Einfluß
gewinnen.
Zu diesen anderen Faktoren gehören dem Obigen gemäß vor Allem die—
jenigen, welche ein Emporsteigen der Luft veranlassen, also Luftdruckdepressionen
und Bodenerhebungen. Wo erstere häufiger auftreten, wird sich demnach eine
Vermehrung des Niederschlags bemerkbar machen. Ebenso muß an der Luvseite
der letzteren, wo die Luft sich staut und mächtig empordringt, größere Wasser—
ausscheidung erfolgen, zunehmend mit der Höhe. Auf der Leeseite aber, wo die
Luft wieder herabsinkt und trockener wird, tritt ein Nachlassen der Niederschläge
ein — unter Umständen bis zu einem solchen Grade, daß sie geringer werden,
als man für ebenes Gelände erwarten dürfte. Berücksichtigt man noch, daß in