1. Abtheilung. 1. Kapitel.
Das Gebiet der Werra.
1. Bodengestalt.
Das Werragebiet hat die Form eines verschobenen Vierecks, dessen Südost—
spitze auf dem Muschelkalkrande des Grabfeldes unweit Oltowind liegt, die
Nordwestspitze am Zusammenflusse mit der Fulda bei Münden, wo der Strom
den Namen Weser annimmt. Von hier bis zum Quellgebiete der Nesse läuft
die Grenzlinie annähernd gegen Südosten, ebenso die gegenüber liegende Seite
von der Hohen Rhön bis zu jener Südostspitze. Die das Gebiet im Westen
begrenzende Linie hat nordsüdliche Richtung; dagegen beschreibt die Grenzlinie
des Gebiets im Osten einen in das Viereck tief einspringenden Bogen.
Verfolgen wir die rechtseitige Wasserscheide von der Mündung ab, so
bleiben wir zunächst in der Nähe des Flußthals und entfernen uns erst nach
Erreichung des Eichsfeldes allmählich von ihm in ostsüdöstlicher Richtung bis
zum Orte Wachstedt (westlich von Dingelstädt), wo sie in die Hauptwasserscheide
des Weser- und Elbegebiets übergeht, während sie zuvor das Werra⸗ vom
Leinegebiete getrennt hatte. Die Hauptwasserscheide wendet sich nunmehr nach
Südosten, läuft auf dem Kamme des Hainichs entlang und weiter bis zur Nesse—
quelle in der Nähe von Erfurt. Hier verläßt sie die südöstliche Richtung und
bildet nunmehr jene Einbuchtung nach dem Kamme des Thüringerwaldes und
auf diesem entlang, weil die Gebiete der Apfelstädt und Gera weit nach
Westen einspringen. Im Süden des Nessebachs läuft die Wasserscheide westlich
bis Gotha zurück und erklimmt dann den Thüringerwald, dessen Kamm sie am
Thiergarten auf halbem Wege zwischen dem Gr. Jagdberge (4. 838 m) und
dem Mittleren Hühnberge (4 836 my) erreicht. Sie folgt nun dem Rennsteige,
der auf den Höhen des Gebirges entlang führt, bis zu der Saar (4 800 m)
bei Siegmundsburg, wo die Gebiete der Weser und Elbe mit dem Stromgebiete
des Rheins zusammenstoßen. Als Grenze des Weser- und Rheingebiets beginnt
sie hier den Abstieg vom Thüringerwalde und tritt unweit Eisfeld in das
Fränkische Vorland ein. Etwa 8 kmäsüdlich von diesem Städtchen biegt die
Hauptwasserscheide bei Ottowind auf dem Muschelkalkrande des Grabfeldes nach
Westnordwesten um, durchläuft die Henneberger Höhen und ersteigt dann das