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Durch die seit den achtziger Jahren lebhaft geförderte Anlage guter Wald—
wege ist außer sonstigen Vortheilen auch ein solcher für die leichtere Zurückhaltung
des Wassers im Walde erreicht worden. Da sie mit mäßigen Steigungen dem
Gelände thunlichst angeschmiegt und ihre Gräben, wo erforderlich, mit den Wasser—
abfluß verlangsamenden Vorrichtungen versehen sind, erfolgt dieser jetzt weniger
rasch, als dies ehedem in den steilen Hohlwegen geschah, die zugleich fast immer
Wasserrisse oder Runsen waren. Ihre Abdämmung hat eine Anzahl kleiner
Sammelbecken geschaffen, wie sie auch wohl beim Baue der neuen Wege durch
Ausschachtung besonderer Sickergruben hergestellt werden, um dem Walde das
Wasser durch Beförderung des Versickerns zu erhalten. In den waldeckischen
Domanialwaldungen wird das Wasser aus den Wegegräben durch Stein- und
Röhrenkanäle oder sogenannte Kandeln dem unterhalb liegenden Walde zugeführt.
Im Thonschiefergebirge befördert die beim Wegebau stattfindende Freilegung des
unverwitterten klüftigen Untergrundes die Versickerung wesentlich. Aehnliche
Dienste wie Horizontalgräben leisten bis zu gewissem Grade die horizontalen
Hackstreifen, in denen man früher die auf Hängen stockenden Kiefernbestände an—
zulegen pflegte, und die selbst noch in 40-jährigen Beständen gut erhalten sind.
Entwässerungsanlagen finden sich in den Forsten des Edergebiets selten,
da blos ausnahmsweise versumpfte Stellen (Nester mit Thonuntergrund in flacher
Lage) vorkommen. Bruchige Flächen und Moorbildungen, übrigens durchweg von
zeringem Umfange, fanden und finden sich fast ausschließlich in den nicht mit
Wald bestockten Thalsenken, deren Wiesenflächen neuerdings vielfach ausreichend
entwässert worden sind. Stellenweise leiden aber die Waldwiesen noch an Ueber—
naß von Nässe, z. B. im Forstreviere Naumburg, wo sie früher mehrfach mit
Dämmen begrenzt und zu Teichen eingerichtet waren, um Wasser zum Mühlen—
hetriebe aufzusammeln. Seit Entwerthung der dabei gewonnenen geringen Wasser—
fräfte hat man die alten Dämme nur so weit abgetragen, daß der Zuführungs—
zraben Abfluß nach unten fand, wogegen die Vorfluth des seitlich hinzutretenden
Wassers durch die Dämme behindert ist.
Aus dem Vorstehenden ergiebt sich, daß die Bewaldungsverhältnisse des
Edergebiets an der stürmischen Art des Abflußvorganges der Eder keine Schuld
tragen, und daß von einer Verschlechterung in dieser Beziehung nicht wohl die
Rede sein kann. Vielmehr können die in den letzten Jahrzehnten stattgefundenen
Aenderungen der Bewaldungsverhältnisse, die im großen Ganzen auf eine bessere
Pflege des Waldbodens hinzielten, nur günstig auf die Zurückhaltung des Wassers
im Walde oder richtiger auf eine Verzögerung des allzu raschen Abflusses ein—
gewirkt haben. Die großentheils undurchlässige Bodenbeschaffenheit setzt aber der
Einwirkung des Waldbodens ein enges Ziel. Selbst die vortreffliche Bewaldung
ihres Gebiets ist daher nicht im Stande, der Eder die Eigenschaften eines ge—
fährlichen Hochwasserflusses zu nehmen.