Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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als den Hauptquellbach; die Gestalt des Gewässernetzes spricht gleichfalls für 
unsere Annahme. Bei Milse tritt dann die von Oerlinghausen kommende Windwehe 
hinzu, deren untere Strecke auch Ohlbach genannt wird; ihre wichtigsten Zuflüsse 
von links sind der Forellenbach (Oldentruper Bach) und die Lutter, im 
Gegensatze zum gleichnamigen Nebenbache der Ems auch als Weserlutter bezeichnet, 
bei deren Mündung der Namen Ohlbach für die Windwehe üblich wird. Dem 
Lutterbache verdankt Bielefeld seine wichtigen Bleichereien, deren Ursprung bereits 
in das 13. Jahrhundert hineinragt. Ursprünglich floß das an der natürlichen 
Wasserscheide aus reichen Quellen entspringende Wasser ausschließlich zur Ems, da— 
gegen nach Bielefeld nur ein kleiner Wasserlauf vom Ebberge, der Bohnenbach. 
1452 gestattete der Ravensberger Graf Gerhard II, Herzog von Jülich-Berg, den 
Bielefeldern, „daß sie Unser Wasser, geheißen die Lutter, ausgraben und sie 
fortweisen und leiten mögen bei, an, in oder durch Unsere Städte, wo ihnen 
das am allernützlichsten und bequemsten sein würde, und sollen des Wasserflusses 
davon zu allem ihrem Nutzen, Vortheil und Besten erblich zu ewigen Tagen 
ruhig und friedlich genießen und gebrauchen.“ (Urkunde im städtischen Archive 
zu Bielefeld. Auf Grund dieser Ermächtigung wurden die obersten Quellen 
der Emslutter derart abgeleitet, daß ihre reichliche Abflußmenge seitdem die 
Weserlutter speist und gutes Wasser für die Bielefelder Leinwandbleichen liefert.*) 
Das für Bewässerung der Wiesen vortrefflich geeignete Wasser der genannten und der 
kleineren Bäche wird vielfach zu diesem Zwecke benutzt; die besten Wiesen liegen an der 
Windwehe und dem Johannisbache. Am Lutterbache, am Ohlbache und am 
Laufe der Aa unterhalb seiner Einmündung beklagen sich die Anlieger über Ver— 
unreinigung des Wassers durch fäulnißfähige Stoffe, die oberhalb Bielefeld und 
in dieser gewerbefleißigen Stadt hinein gelangen. Diese Verunreinigung macht sich 
deshalb empfindlich geltend, weil in dem Lutterbache, dem Ohlbache und der Aa von 
) „Die Lutter entspringt in dem tiefen Einschnitte des Teutoburgerwaldes aus 
sehr starken Quellen an dem Fuße des steilen gegen Südwest gerichteten Abhanges. Der 
obere Bachlauf scheint sich nicht mehr in seinem natürlichen Zustande zu befinden, sondern 
künstlich verändert zu sein. Die Quellen bilden an ihrem Austritt einen Teich, den 
Lutterkolk, welcher bei dem Baue der Köln — Mindener Eisenbahn zum Theile ausgefüllt 
worden ist. Früher war derselbe gegen Südwesten hin durch einen Damm geschlossen, 
der bei Fluthen wohl durchgebrochen ist und die Wasser dem ebenfalls Lutter genannten, 
der Ems zufließenden Bache zugeführt hat. Von dem Lutterkolke aus fließt der Bach mit 
sehr geringem Gefälle und nimmt erst näher bei Bielefeld einen stärkeren Fall an. Es 
ist nicht unwahrscheinlich, daß ursprünglich die starken Quellen, vereint mit denen des 
Pulverteichs, zur Ems abgeflossen sind und die Scheide zwischen dem Weser- und Ems— 
gebiete in dem Bielefelder Einschnitte weiter gegen Nordost gelegen hat als gegenwärtig, 
und zwar ungefähr an der Stelle, wo das stärkere Gefälle des Baches beginnt.“ H. v. Dechen 
„Erläuterungen z. geolog. Karte d. Rheinprovinz u. s. w.“ Bd. IS. 7765. Die Richtigkeit 
der von Dechen ausgesprochenen Vermuthung wird durch die oben mitgetheilte Urkunde 
bestätigt. 
Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß der Quellenreichthum des Südwestabhanges 
des Teutoburgerwaldes auch für die Wasserversorgung der Stadt Bielefeld benutzt wird, 
deren zahlreiche Brunnen zu hartes Wasser liefern. Die Entnahme erfolgt aus 14 Brunnen 
am Sprungbache in der Senne, der 13 km von der Stadt entfernt ist. Dieser 1888 /90 her⸗ 
gestellten Anlage dürfen täglich bis zu 3000 ebm Wasser entnommen werden, während der 
mittlere Tagesverbrauch etwa 1800 cbm beträgt.
	        
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