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Gebeine ruhen in Enger, mit welchem Orte im frühen Mittelalter Bünde und
Rehme wetteiferten; bei Rehme hatten schon einstens die Römer festen Fuß zu
fassen versucht.*)
c) Meliorationen im Werregebiete.
Wie wir gesehen haben, entsprechen die Anbauverhältnisse der fruchtbaren
Landstriche im Allgemeinen wohl dieser alten Kultur. Nur für den Wiesenbau
ist bisher weniger geschehen, als man bei der günstigen Gelegenheit hierzu und
bei der Leistungsfähigkeit der Grundbesitzer erwarten sollte. Die meisten Wiesen—
bewässerungen, deren Zahl freilich groß ist, erzielen nicht die erreichbaren Erfolge,
weil ihre Anlage und Unterhaltung viel zu wünschen übrig läßt. Besonders
fehlt es dabei gewöhnlich an genügender Entwässerung, die auch an anderen,
unter stockender Nässe leidenden Stellen mangelt. Die zerstreute Lage der
Grundstücke in den noch nicht dem Zusammenlegungsverfahren unterzogenen
Gemarkungen mag dazu beitragen, daß einstweilen noch wenige Ent- und Be—
wässerungsanlagen von Bedeutung hergestellt worden sind.
Im oberen Werregebiete besteht nur eine größere Anlage, nämlich bei
Salzuflen, wo die Stärkefabrik genöthigt war, zur Reinigung ihres Abwassers
umfangreiche Rieselwiesen anzulegen. Von da bis Herford wäre im Werrethale
und ebenso im Thale der hier mündenden Aa nach der Meinung ortskundiger
Sachverständigen ein ausgiebiges Feld zur Verbesserung vorhandener und Her—
stellung neuer Wiesenmeliorationen. Weiter unterhalb, wo das. Werrethal sich
tiefer einschneidet und den Hochwasserverheerungen in höherem Grade ausgesetzt
ist, liegen die Vorbedingungen hierfür minder günstig. An den Seitengewässern,
die zwischen den Mündungen der Aa und Else zur Werre fließen, erfreut sich
der Wiesenbau keiner solchen Beachtung wie an den kleinen Wasserläufen des
oberen Werre- und Aagebiets. Der am oberen Düsedieksbache, der 2 kmunter—
halb Herford links in die Werre mündet, für die separierten Oetinghausener
*) Hans Delbrück „Geschichte der Kriegskunst. 2. Theil, 1. Hälfte. Römer und
Germanen.“ (erlin 1901.) Nachdem der Verfasser festgestellt hat, daß die Römer auf
der einen Seite die See, auf der anderen die Lippe-Wasserstraße mit ihrem Endpunkte
bei Aliso (Neuhaus-Elsen) zum weiteren Vordringen benutzten, kommt er zu dem Schlusse,
die Stelle des von Varus errichteten Sommerlagers müsse an dem Punkte der Weser ge—
legen haben, „der zugleich eine möglichst kurze und gute Verbindung mit Aliso hatte
und der Wesermündung am nächsten lag.“ Triftige Gründe sprechen dafür, die Lager—
stelle auf dem Hahnenkampe unterhalb der Werremündung bei Rehme zu suchen, von wo
die Entfernung bis Aliso in der Luftlinie 54 km beträgt. „Der Weg durchschneidet die
Gebirgskette des Osning in einer tiefen, von weither sichtbaren Einsattelung, die Döre
(Thüre) oder Dörenschlucht genannt, durch die von der ältesten Zeit her die Straße ging.“
Delbrück leitet aus dem Vergleiche des Geländes mit den geschichtlichen Ueberlieferungen
ab, daß das Heer des Varus auf dem Marsche aus seinem Sommerlager nach Aliso
schon vorher überfallen und nach dreitägigen Kämpfen, da es den Engpaß der Dören—
schlucht nicht zu erobern vermochte, vernichtet worden sei. Den Namen „sssaltus Teuto—
burgiensis“ erklärt Delbrück aus dem Vorhandensein einer unweit jener Straße gelegenen
urgermanischen Fluchtburg, die im Nothfalle das Volk der ganzen Umgegend aufnehmen
konnte, also wohl Volksburg — Teutoburg genannt wurde. „Heute heißt die Teutoburg
die Grotenburg; in der Mitte des großen Ringwalles steht das Hermannsdenkmal.“