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Quellbach durchfließt das auf S. 183 genannte Keuper⸗Längenthal, an dessen
westlichem Hange diese Bahnlinie allmählich zur Paßhöhe steigt, gegen Süden
bis Willebadessen. Hier wendet sich die Nethe in einem den breiten Muschel⸗
kalkrücken durchbrechenden Querthale nach Osten bis zu der mit jenem Längen—
thale parallelen Keuperfurche bei Niesen, deren Ostseite gleichfalls von einer
steilen Muschelkalkwand begrenzt wird. Am Fuße dieser Steilwand fließt sie
nordwärts durch ein rd. 2- bis 300 m breites, beiderseits von Muschelkalkwänden
eingefaßtes Wiesenthal bis Riesel, wo sich das ostwärts umbiegende Thal nach
dem Städtchen Brakel hin weiter öffnet. Von da behält die Nethe bis zur
Mündung östliche Richtung in einem, von der großen Krümmung bei Erkeln —
Hembsen abgesehen, mit flachem Bogen in die Muschelkalkplatte eingeschnittenen,
durchschnittlich 500 m und von Ottbergen ab bis zu 1,5 kmnbreiten Thale. An
seiner linken Seite liegt von Godelheim aufwärts die Holzminden-Altenbekener
Eisenbahnlinie, die bei Riesel aus dem unteren Nethethale in das gleichgerichtete
Aabachthal übergeht.
Bei Godelheim hat die Nethe etwa 8 bis 10 m Spiegelbreite und an der
Mündung eine mittlere Höhenlage von 89,4m, bei Ottbergen — 106m, bei Riesel
— 128 m, bei Niesen — 166 m, bei Willebadessen — 214 m, während die Quelle
auf — 315 mmeliegt. Die Lauflänge beträgt von der Quelle bis Willebadessen 8,2,
von da bis Niesen 7,4, von da bis Riesel 11,4, von da bis Ottbergen 13,5,
von da bis zur Mündung bei Godelheim 7,2, im Ganzen also 47,7 km, welchem
Maße die Luftlinie 28,0 km entspricht. Infolge des mehrfachen Richtungswechsels
zeigt die Entwicklung den erheblichen Betrag von 70,4 ꝰ/0, obgleich das Flußbett
in seinem Thale ziemlich schlank verläuft. Das mittlere Gefälle beträgt für den
ganzen Flußlauf 4,73 *,00 (1: 211), für die einzelnen Strecken: Quelle—Wille—
badessen 12,83, Willebadessen — Niesen 6,49, Niesen —Riesel 83,33, Riesel — Ott—
bergen 1,63, Ottbergen —Mündung 2,310/00. Der Fluß hat also bis zu seiner
Mündung noch ziemlich starkes Gefälle und führt sein Hochwasser schnell ab, das
zwar keine besonderen Gefahren, wohl aber lästige Uferabbrüche verursacht und
zuweilen unzeitige Ausuferungen hervorruft. Nachtheilig sind die fast alljährlich
eintretenden Ausuferungen in Willebadessen, dessen niedrig gelegene Theile häufig
unter Wasser gesetzt werden. Die der Heuernte zugefügten Beschädigungen
werden reichlich aufgewogen durch die düngende Wirkung der Ueberschwem—
mungen, die zur Kultur der Thalwiesen unentbehrlich sind. Das Wasser
eignet sich wegen seines bedeutenden Gehaltes an thonigem Schlicke und
kalkigen Bestandtheilen sehr gut zur Bewässerung; die im Bette vorkommenden
scharfkantigen Kalksteine liegen meistens im Schlick eingebettet. Die vorwiegend
durchlässige Beschaffenheit des Niederschlagsgebiets hat übrigens zur Folge, daß
das Verhältniß zwischen der gewöhnlichen und der Hochwassermenge ziemlich
günstig ist, obgleich die Gestaltung des Gewässernetzes ein rasches Zusammen—
fließen des Hochwassers aus den einzelnen Gebietstheilen veranlaßt.
Für den Ausbau der Nethe ist einstweilen noch wenig geschehen. Abgesehen
von vereinzelten Uferbauten an den mittleren und unteren Strecken, hat ein
planmäßiger Ausbau nur bei Willebadessen gelegentlich der Separation dieser
Gemarkung stattgefunden. Die 1887 fertiggestellten Anlagen hatten bei dem