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minderung der Waldbestände nicht nur entschieden Halt geboten, sondern ist auch
vielfach zur Wiederaufforstung übergegangen, besonders durch Anpflanzung von
Fichten auf dem bei der ehemaligen Mißwirthschaft verarmten Waldboden. Mit
der Ausdehnung des Nadelwaldes und des gemischten Waldes an solchen Stellen,
wo der Laubwald nicht mehr lebensfähig war, hat sich auch die Kahlhiebwirthschaft
ausgebreitet. Zur Verjüngung ist für die Fichte die Pflanzung aus Saatkämpen,
für die am meisten verbreitete Buche die natürliche Verjüngung, für das übrige
Laubholz die Pflanzung oder (seltener) Einsaat gebräuchlich. Die Umtriebszeit
beträgt bei der Fichte meistens 70 bis 80, bei der Buche 100 bis 120 und bei
der nur ausnahmsweise reine Bestände bildenden Eiche 160 Jahre.
In den Forsten des Reinhardswaldes sind bei der Ablösung von Streu—
und Weideberechtigungen, die seit 1899 vollständig durchgeführt ist, ehemalige
lichte Bestände (sogenannte Huteflächen mit Eichenpflanzstämmen in weitem Ver—
bande) abgetrieben und ordnungsmäßig aufgeforstet worden. Von der Oberförsterei
Neuenheerse wird berichtet, daß von ihrer im Nethegebiete gelegenen Holzfläche
früher etwa /5 aus Mittelwald bestanden habe, aber größtentheils schon vor
langer Zeit in Hochwald übergeführt sei; Nebennutzungen fänden nicht statt; Ab- und
Zunahme sei neuerdings nicht vorgekommen. Bei den unter Verwaltung eines
besonderen Oberförsters stehenden Gemeinde- und Interessentenwaldungen des
Kreises Hörxter beschränkt sich die regelmäßige Streunutzung auf Wege, Gräben und
Schluchten; aus den Beständen wird blos in Nothjahren Streu abgegeben; Weide—
nutzung wird nur noch in sehr geringem Umfang ausgeübt. Seit den sechziger Jahren
hat sich die Waldfläche im Kreise Höxter um mindestens 9 qkm durch Aufforstung
von Hutungen und schlechtem Ackerlande vermehrt. Vielfach finden sich aber
noch Hutweiden auf den Muschelkalkrücken und an steilen Berghängen, die besser
als Wald nutzbar zu machen wären, z. B. bei Herstelle am Weserthale und bei
Amelunxen am unteren Nethethale. Auch in den Privatwaldungen des Kreises
Hörxter sind die Nebennutzungen fast ganz abgeschafft worden. Für die hierher
gehörigen Forsten des Kreises Hameln (im Amte Polle und unteren Emmergebiete)
gilt dasselbe; die Aenderungen in den letzten Jahrzehnten betreffen auch dort
vorzugsweise die Umwandlung mangelhafter Buchen- in gutwüchsige Fichten—
bestände, Ueberführung der Schlagholzwaldungen in Hochwald und bessere Für—
sorge für die Erhaltung des Waldbodens.
Aehnlich wie in den preußischen Antheilen, hat im lippischen Antheile die
Zunahme der Waldfläche in neuerer Zeit die (übrigens nicht beträchtliche) Ab—
nahme übertroffen. Letztere wurde hauptsächlich durch die Abfindung der Weide—
berechtigungen verursacht, da auch im Fürstenthume Lippe früher ausgedehnte Hute—
und Pflanzwälder vorhanden waren. Eine wesentliche Verbesserung hat die Fähigkeit
des Waldes zur Zurückhaltung von Wasser durch die Umwandlung dieser weit—
ständigen Pflanzwaldungen in dichte Schonungen erfahren. Dabei sind die älteren
Bestände durch natürliche Besamung verjüngt, die jüngeren Bestände nach Aushieb
der schlechten Stämme mit Buchen unterbaut worden, soweit nicht eine Aufforstung
mit Fichten nothwendig war. Auf 24,8 qkm Waldfläche im Emmergebiete wird
noch vorübergehend die Waldstreu genutzt und Heidemath (Benutzung des Heide—
krauts durch scharfes Abmähen) vorgenommen. Im braunschweigischen Antheile