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haben die Nebennutzungen noch nicht vollständig aufgehoben werden können, halten
sich aber in unschädlichen Grenzen; die Waldweide wird nur noch in ganz be—
schränktem Umfange ausgeübt. Bei Ablösung der ehemaligen Hute- und sonstigen
Berechtigungen mußte ein ziemlich großer Theil der raumen Hutebestände ab—
getreten werden und ist entwaldet worden; dieser Abnahme steht keine entsprechende
Zunahme gegenüber. Die Waldbestände im waldeckischen Fürstenthume Pyrmont
haben während der letzten Jahrzehnte keine nennenswerthe Ab- und Zunahme
erfahren; es sind fürstliche Domanialforsten, in denen keine Weide- und Streu—
nutzung geduldet wird.
c) Anbauverhältnisse. Wiesenmeliorationen.
Außer den bereits erwähnten mageren Weiden auf den entwaldeten natür—
lichen Holzböden der Hochfläche und an steilen Berghängen, die jetzt allmählich
angeschont werden, dienen vielfach die Thalgründe der Nethe, Emmer und übrigen
Wasserläufe als Weideland. Die umfangreiche Viehzucht hat dazu Veranlassung
gegeben, daß die Grasländereien häufig auch zur Weide benutzt werden, 3. B.
die vortrefflichen Weidewiesen im Pyrmonter Thalkessel. Am besten graswüchsig
sind die Wiesen und Weiden im Bever-, Nethe- und Emmerthale, etwas weniger
zut in den höheren Lagen der Seitenthäler, noch weniger in den Gebirgs—
schluchten. Auf dem Höhenlande leiden die Wiesen meist an übermäßiger Nässe
und Vorfluthmangel. Wo bei genügendem Wasserabzuge die Höhe des Grund—
wasserstandes und die Bodenbeschaffenheit dies gestattet, sind jedoch in neuerer
Zeit wegen der niedrigen Getreidepreise vielfach Ackerflächen in Wiesen um—
gewandelt worden.
Während noch im „Jahresberichte über den Zustand der Landeskultur in
der Provinz Westfalen“ für das Jahr 1890 darüber geklagt wurde, daß in dem
hügeligen Gelände zwischen Eggegebirge und Weserthal zu viel Werth auf gute
Weiden und Anbau von Kleeheu, das sogar zur Ausfuhr käme, gelegt würde,
statt die fruchtbaren Wiesenthäler besser auszunutzen, hat seitdem die Melioration
der Wiesen erhebliche Fortschritte gemacht. Damals mußte noch gesagt werden,
daß trotz der reichlichen Menge gut geeigneten Wassers noch sehr wenig für die
Wiesenbewässerung geschehen sei, obgleich der in den Thalsohlen gewöhnlich
anstehende Röthboden zweckmäßige Rieselanlagen mit vortrefflichen Ernten lohnen
würde. Jedoch sei er durch die aus dem Muschelkalke kommenden Quellen oft
versumpft und bedürfe der Entwässerung. Hauptsächlich setzte die Gemenglage
der Grundstücke den genossenschaftlichen Ent- und Bewässerungsanlagen fast
unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen, die durch Ausbreitung der Verkoppelungen
allmählich gehoben werden.
In den Gebieten der kleinen Nebenbäche war damals bereits das Saumer—
thal bei Albaxen durch die Ent- und Bewässerungsgenossenschaft für die Saumer—
wiesen (0,88 4km; Statut vom 31.. Dezember 1886) mit Erfolg melioriert
worden. Die für Bödexen im oberen Saumerthale und für Fürstenau in dem
dort mündenden Seitenthale geplanten Ent- und Bewäss erungsanlagen (zusammen
O,33 4kmnm) sind wegen der hohen Kosten nicht zu Stande gekommen. Im
hannoverschen Amte Polle haben die Wiesen der Bergdörfer Vahlbruch und